Ist Milch gesund?

Seit Jahrtausenden sind Milch und Milchprodukte ein fester Bestandteil unserer Ernährung. Auch die mediterrane Ernährung, die weltweit als die gesündeste Kostform gilt, enthält Milch und Milchprodukte. Doch in jüngster Zeit gerät Milch immer wieder ins Zentrum kontroverser Diskussionen. Besonders junge Menschen hinterfragen tierische Produkte. Manche streichen sie sogar von ihrem Speiseplan.

Foto: C. Laupert-Deick

„Milch sorgt für anhaltende Debatten“, bestätigt auch Dr. Claudia Laupert-Deick, Ernährungstherapeutin mit über 25 Jahren Berufserfahrung. In ihrer Praxis berät sie Patientinnen und Patienten in interdisziplinären Teams und gibt ihr Wissen zudem als Referentin, Fachautorin und Dozentin weiter. In ihrem Beruf erlebt sie, dass viele Menschen durch die Medien verunsichert sind und nach Alternativen zu Milch und Milchprodukten suchen. Doch pflanzliche Ersatzprodukte enthalten häufig nicht genügend Nährstoffe wie Vitamin B12, Calcium und B2. Das birgt langfristig ein Risiko für Mangelerscheinungen. „Fakt ist: Mit jeder Lebensmittelgruppe, die aus dem Speiseplan gestrichen wird, steigt die Verantwortung, die fehlenden Nährstoffe anderweitig zu ersetzen – sei es durch angereicherte Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel. Wer das nicht möchte, ist mit qualitativ hochwertiger Milch und Milchprodukten von heimischen Molkereien nach wie vor gut beraten“, betont Dr. Laupert-Deick. Für die Expertin ist klar: „Milch und Milchprodukte gehören weiterhin zu einer gesunden Ernährung.“

Auf dieser Seite beleuchten wir die wichtigsten Fakten rund um Milch bzw. Milchprodukte und die Gesundheit. Gemeinsam mit Dr. Laupert-Deick räumen wir mit Mythen auf und zeigen, was Milch so wertvoll macht, für wen sie besonders wichtig ist – und wann es sinnvoll ist, darauf zu verzichten.

Inhaltsverzeichnis


Proteine, Calcium, Vitamine: Das steckt in der Milch.

Milch ist durch ihre Fülle an Nährstoffen ein wertvolles Nahrungsmittel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt Erwachsenen in ihren aktuellen Empfehlungen, täglich zwei Portionen Milch oder Milchprodukte zu verzehren [Stand März 2024]. Das entspricht ungefähr 400 g pro Tag und berücksichtigt gesundheitliche sowie erstmals auch ökologische Aspekte. Auch Ernährungsexpertin Dr. Claudia Laupert-Deick rät: „Milch und Milchprodukte sollten zusammen mit Gemüse, Obst und Getreideprodukten täglich auf dem Speiseplan stehen.“

Milch gilt nicht nur als einer der effektivsten Calciumlieferanten, sondern bietet zusätzlich auch wichtige Proteine, Vitamine, Mineralstoffe und Milchsäurebakterien. Milch und Milchprodukte haben eine hohe Bioverfügbarkeit, das heißt, dass unser Körper die Inhaltsstoffe besonders gut aufnehmen kann.
Hier seht ihr, welche Inhaltsstoffe in der Milch stecken und wofür sie wichtig sind.

Proteine, auch Eiweiße genannt, gehören zu den Hauptnährstoffgruppen in unserem Körper. Proteine dienen als Baumaterial, das unserem Körper unter anderem beim Muskelaufbau und -erhalt unterstützt. Proteine sorgen außerdem dafür, dass Blut und Organe funktionstüchtig bleiben.

Unser Körper baut Proteine stetig auf und wieder ab. Diese Prozesse müssen im Gleichgewicht bleiben. Das gelingt nur, wenn wir unseren Körper regelmäßig mit Eiweiß aus der Nahrung versorgen. So bekommt er auch Aminosäuren, wichtige Proteinbausteine, die er nicht selbst bilden kann, aber für den körpereigenen Proteinaufbau benötigt.

Proteine sind nicht gleich Proteine. Milchprodukte bestehen zu 80% aus Kaseinen und zu 20% aus Molkeproteinen, auch Whey Proteine genannt. Letztere gelten – zusammen mit Proteinen aus Eiern – als die Nahrungseiweiße mit der höchsten Bioverfügbarkeit. Unser Körper kann sie optimal und schnell verwerten. Deshalb eignen sie sich besonders für einen Protein-Kick nach anstrengenden Workouts. Hier helfen sie uns, Muskeln gezielt aufzubauen. Die Kaseine überzeugen mit anderen Vorteilen: Der Körper nimmt sie langsamer auf. Deshalb machen sie nicht nur satt. Sie versorgen unseren Körper auch lange und konstant mit Aminosäuren.

Calcium ist ein zentraler Baustein von Knochen und Zähnen – also ein besonders wichtiger Mineralstoff für Heranwachsende. Zudem trägt Calcium dazu bei, Signale in den Zellen zu übermitteln und Reize in Muskeln und Nerven zu übertragen. Verglichen mit anderen Mineralstoffen ist Calcium ein Hauptbestandteil unseres Körpers.

Calcium wird im Knochengewebe gespeichert: Wir müssen diesen Speicher regelmäßig auffüllen, weil unser Körper Calcium nicht selbst produziert. Milch und Milchprodukte dienen als sehr gute Calciumlieferanten. Schon ein Glas Milch deckt ein Drittel der täglich empfohlenen Menge eines Grundschulkinds. Auch Spinat, Tofu oder Brokkoli enthalten viel Calcium. Wie viel die einzelnen Lebensmittel enthalten, könnt ihr hier nachlesen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Milch sind die Vitamine, insbesondere Vitamin B2 und B12, in geringeren Mengen auch die Vitamine A und D.

  • Vitamin B2…

… unterstützt unseren Stoffwechsel, insbesondere bei der Umwandlung von Fetten, Eiweißbausteinen und anderen Vitaminen. So trägt Vitamin B2 dazu bei, Energie zu produzieren – besonders wichtig für aktive Menschen und Heranwachsende.

  • Vitamin B12…

… ist elementar für unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. So hilft es bei der Bildung roter Blutkörperchen, die den Sauerstoff in unserem Körper transportieren. Ein Glas Milch deckt ungefähr 20 % des täglichen Vitamin B12-Bedarfs eines Erwachsenen. Vitamin B12 gilt als Mangelvitamin von Veganer:innen und Vegetarier:innen, die das Vitamin substituieren müssen.

  • Vitamin A…

… heißt umgangssprachlich auch das Augen- und Schönheitsvitamin, da es die Sehfähigkeit erhält und für den Aufbau der Haut und Schleimhäute wichtig ist. Darüber hinaus unterstützt Vitamin A unser Immunsystem.

  • Vitamin D…

… hilft beim Einschleusen des Calciums in die Knochen – elementar für das Wachstum und die Aushärtung der Knochen. Auch verlangsamt es den Knochenabbau, was insbesondere in der Menopause dem Knochenabbau entgegenwirkt.

Spurenelemente sind Nährstoffe, die der Mensch nur in geringen Mengen benötigt. Dennoch sind sie unentbehrlich für den Stoffwechsel und die Bereitstellung von Energie. Wir sollten sie täglich zu uns nehmen. Milch hilft, den Bedarf an Zink und Jod zu decken.

Zink unterstützt das Immunsystem, außerdem das Wachstum und die Entwicklung unseres Körpers – für Heranwachsende besonders wichtig. Gleiches gilt für Jod. Unsere Schilddrüse benötig Jod für die Produktion von Hormonen, die Wachstum und Stoffwechselaktivitäten steuern.

Milchsäurebakterien sind insbesondere in gesäuerten Milchprodukten vorhanden, wie in Buttermilch, Joghurt, Quark oder Kefir. Sie unterstützen eine gesunde Darmflora und damit auch unser Immunsystem, die Verdauung und ein gesundes Körpergewicht.

Mythen rund um Milch und Milchprodukte und die Gesundheit: Das ist wirklich dran.

Milch und Milchprodukte gehören laut DGE täglich auf den Speiseplan. Dennoch halten sich zahlreiche Mythen rund um die Milch und ihren Einfluss auf unsere Gesundheit. Was ist wirklich dran? Wir haben Dr. Claudia Laupert-Deick gefragt, Diplom-Oecotrophologin und Dozentin für Ärzt:innen, Oecotropholog:innen, Pflegepersonal und Apotheker:innen. Gemeinsam mit der Expertin gehen wir weit verbreiteten Vorurteilen auf den Grund.

Tatsächlich hat Milch in der Regel keinen negativen Einfluss auf die Darmgesundheit, solange keine Unverträglichkeit wie eine Laktose-Intoleranz besteht. Sauermilchprodukte spielen sogar eine unterstützende Rolle für die Darmgesundheit und beugen Darmbeschwerden vor. Die enthaltenen Milchsäurebakterien stärken die Darmflora, also alle im Darm angesiedelten Mikroorganismen. Sie helfen uns bei der Verdauung und Verwertung unserer Nahrungsmittel und tragen dazu bei, Krankheitserreger abzuwehren. Deshalb gilt der Darm auch als das größte Immunorgan.

Der Darm beeinflusst also in hohem Maße unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Dr. Claudia Laupert-Deick setzt auf eine pflanzenbetonte Ernährung in Kombination mit milchsauer vergorenen Lebensmitteln, um den Darm effektiv zu stärken.

  • Die „guten“ Bakterien, die die Darmfunktion stärken, müssen über die Nahrung in den Körper gelangen. Besonders Sauermilchprodukte erweisen sich als wahres Superfood, die die Darmflora bereichern.
  • Rohkost wie Cocktailtomaten, Möhren oder geschälte Gurke reinigen und massieren den Darm – sie dienen gewissermaßen als Schwämmchen des Darms.
  • Die Ballaststoffe, z.B. in Beerenobst oder vollwertigen Dinkelbroten dienen den „guten“ Darmbakterien als Futter. Das steigert die Diversität der Darmflora und unterstützt so den Darm.

Milch und Milchprodukte werden in Verbindung mit bestimmten Krebsarten untersucht: Ein dauerhaft hoher Konsum von mehr als 1200 ml Milch oder 140 g Hartkäse pro Tag über Wochen oder Monate hebt das Risiko für Prostatakrebs an. Ein übermäßiger Konsum von fettarmer Milch und Milchprodukten erhöht das Risiko für Eierstockkrebs. Für Brustkrebs konnte bisher kein wissenschaftlich belegter Zusammenhang mit Milchkonsum festgestellt werden. Der Krebsinformationsdienst stellt die Ergebnisse verschiedener Studien in einem Artikel übersichtlich dar. Generell gilt: Alle Ergebnisse von Milch in Zusammenhang mit Krebs beziehen sich auf einen übermäßigen Konsum, d.h. weit über der empfohlenen Menge oder sind in Beobachtungsstudien ohne wissenschaftliche Evidenz veröffentlicht worden! Für detailliertere Informationen zu den Zusammenhängen zwischen Ernährung und Krebs bietet der World Cancer Research Fund fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zwei Portionen Milch und Milchprodukte pro Tag, was etwa einem Joghurt und einer Scheibe Käse entspricht. „Der moderate Konsum von Milch und Milchprodukten geht mit einem geringeren Krankheitsrisiko für Bluthochdruck, Diabetes und Dickdarmkrebs einher – im Vergleich zu keinem Verzehr“, erklärt Dr. Laupert-Deick.

„Der Verzehr von Milch steht nicht im Zusammenhang mit der Entstehung einer Akne und verschlechtert nicht das Hautbild“, erklärt Dr. Laupert-Deick. Wenn ihr aber bereits an einer Akne leidet, kann Magermilch euer Hautbild verschlechtern. Bei einer Milcheiweiß-Allergie führt Milchtrinken bei manchen Allergikerinnen und Allergikern zu Ekzemen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass sich euer Hautbild durch Milch und Milchprodukte verändert, sprecht mit einer Allergologin oder einem Allergologen. Verschiedene Allergietests können eine Milcheiweiß-Allergie nachweisen.

Immer wieder hören wir, dass in Ländern mit einem hohen Milchkonsum mehr Menschen an Osteoporose erkranken als in Ländern mit niedrigem Milchkonsum. Begründung: Unser Körper könne das Calcium aus der Milch nicht verwerten. Expertin Dr. Laupert-Deick widerlegt das: „Calcium aus Milch und Milchprodukten ist für den Körper ähnlich gut oder sogar besser verfügbar als das Calcium aus Mineralwässern und pflanzlichen Lebensmitteln.“ Die Ursache für dieses Phänomen liegt vielmehr in Einflussfaktoren wie der körperlichen Aktivität und der Vitamin D Versorgung in Ländern mit mehr Sonnenschein.

Kritiker von Milch und Milchprodukten führen außerdem an, dass der Körper durch tierische Proteine übersäuere, was die Calciumausscheidung fördere. Tatsächlich kann ein zu hoher Konsum von tierischen Proteinen in manchen Fällen zu Calciumverlusten führen. Unklar ist jedoch, ab welchen Mengen über welchen Zeitraum sich dieser Effekt einstellt. Dr. Claudia Laupert-Deick empfiehlt deshalb, dass Erwachsene eine tägliche Eiweißzufuhr von zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Eine ausführliche Referenzwertübersicht findet ihr hier. Milch und Milchprodukte bleiben also ein guter Calciumlieferant, solange ihr nicht die empfohlenen Mengen an Eiweiß überschreitet.

Für wen sind Milch und Milchprodukte besonders wichtig?

Keine zwei Menschen sind gleich. Für einen gesunden Lebensstil benötigen wir je nach Alter, Beruf, Hobby oder Geschlecht unterschiedliche Mengen der wichtigsten Nährstoffe. In Bezug auf Milch und Milchprodukte gelten insbesondere für Sporttreibende, Heranwachsende, Frauen sowie Seniorinnen und Senioren besondere Empfehlungen.

Für Sporttreibende

Fachleute unterteilen Sporttreibende in vier Kategorien, abhängig davon, wie viel Sport sie treiben und mit welchem Ziel. Die Häufigkeit und die Art des Workouts beeinflussen genauso wie der Lebensstil, welche Protein- und Nährstoffmenge eine Person benötigt.

  • Breitensportler:innen finden Freude an der Bewegung und treiben ein bis drei Mal pro Woche für 30 bis 60 Minuten Sport.
  • Gesundheitssportler:innen konzentrieren sich mehr auf die präventiven und therapeutischen Effekte von Sport, um zum Beispiel ihren Blutdruck zu senken, oder einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen. Sie sporteln zwei bis fünf Mal pro Woche für rund 60 bis 120 Minuten.
  • Leistungssportler:innen nehmen an Wettkämpfen teil und trainieren vier bis sieben Mal pro Woche.
  • Hochleistungssportler:innen trainieren fast täglich bis zu mehreren Stunden und bestreiten in der Regel Wettkämpfe.

Breiten- und Gesundheitssportler:innen haben keinen zusätzlichen Bedarf an Nährstoffen. Hier gelten die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Diese empfiehlt in den im März 2024 veröffentlichten Food Based Dietary Guidelines (FBDG) täglich zwei Portionen Milch bzw. Milchprodukte.

Leistungs- und Hochleistungssportler:innen brauchen mehr Eiweiß – je nach Sportart aus unterschiedlichen Gründen:

  • Beim Krafttraining, das auf Muskelaufbau und Kraftzuwachs abzielt, braucht der Körper Eiweiß für Reparatur und Wachstum der Muskeln. Warum? Während des Trainings entstehen kleine Risse in den Muskelfasern. Aminosäuren, die Bausteine des Eiweißes, reparieren diese Risse und stärken die Muskeln.
  • Auch bei Langzeit-Ausdauersport, wie bei Marathonläuferinnen und -läufern, besteht ein erhöhter Eiweißbedarf. Warum? Während langer Belastungen greift der Körper nicht nur auf Kohlenhydrate und Fette zurück, sondern baut auch Aminosäuren ab, um Glukose zu gewinnen. Dies geschieht in einem Prozess namens Gluconeogenese. Dadurch kann der Körper bis zu 10 % des Energiebedarfs decken. Ein Vorgang, der körpereigenes Eiweiß beansprucht, vor allem aus der Muskulatur. Dieser Eiweißabbau muss kompensiert werden, um die Regeneration zu fördern.

Unabhängig von der Disziplin sollten Menschen im (Hoch-) Leistungssport folgende Punkte beachten:

„Die Empfehlung für Leistungssportlerinnen und -sportler liegt bei 1,2 bis 1,4 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht, bei sehr intensiven Einheiten sogar bis zu 2,0 Gramm. Ein 75 kg schwerer Kraft- oder Ausdauersportler sollte also täglich 90 bis 150 Gramm Eiweiß zu sich nehmen.“, erklärt Dr. Laupert-Deick. Mehr Eiweiß bringe keinen zusätzlichen Nutzen.

Um den Eiweißbedarf effektiv zu decken, kommt es nicht nur auf die Menge, sondern auch auf das Timing an. Die Expertin empfiehlt: „Sporttreibende sollten bei jeder Hauptmahlzeit etwa 20 Gramm Eiweiß aufnehmen. Zusätzlich bieten sich 20 Gramm Eiweiß etwa zwei Stunden vor und spätestens vier bis sechs Stunden nach dem Training an.“ Diese gezielte Zufuhr versorgt den Körper rechtzeitig mit den nötigen Bausteinen, um optimal zu regenerieren und Kraft aufzubauen.

Trotz der Popularität von Proteinpulvern und Nahrungsergänzungsmitteln im Leistungssport rät Dr. Laupert-Deick, den Eiweißbedarf über natürliche Lebensmittel zu decken. „Nahrungsergänzungsmittel enthalten oft Zusatzstoffe wie Aromastoffe oder Emulgatoren, die zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln gehören. Welche Auswirkungen sie langfristig auf unsere Darmgesundheit haben, ist noch nicht ausreichend erforscht.“ Milchprodukte wie Quark, Skyr oder Joghurt bieten nicht nur hochwertige natürliche Proteine, sondern sind auch vielseitig einsetzbar. Im Vergleich zu anderen Eiweißquellen wie Fleisch liefern sie auch Molkenproteine, die unser Körper schnell aufnimmt.

Auch wenn Sportlerinnen und Sportler ihr Gewicht reduzieren möchten, passen Milchprodukte hervorragend in ihre Ernährung. So können sie beispielsweise zum Frühstück Joghurt zum Müsli oder Quark zum Brot essen. Mittags macht sich Kräuterquark zu Kartoffeln oder Skyr mit zuckerarmem Obst als Nachtisch sehr gut. Zum Abendessen könnte es dann fettarmen körnigen Frischkäse oder mageren Hartkäse zum Brot geben. Schmackhaft, kalorienarm und gesund.


Für Heranwachsende

Kinder und Jugendliche haben im Vergleich zu Erwachsenen einen deutlich höheren Energie- und Nährstoffbedarf, da sich ihr Körper noch im Wachstum befindet. Knochen, Zähne, Muskeln und Organe entwickeln sich und benötigen dafür essenzielle Nährstoffe.

„Besonders wichtig ist die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Calciumzufuhr“, erklärt Dr. Laupert-Deick. „Calcium spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung starker Knochen und Zähne.“ Fehlt es an Calcium im Blut, gleicht der Körper dies aus, indem er die Speicher in Knochen und Zähnen anzapft. „Gerade bei Heranwachsenden kann ein langfristiger Calciummangel schwerwiegende Folgen haben, da die Knochen in dieser Lebensphase ihre Grundstruktur für das gesamte Leben ausbilden.“ Milch und Milchprodukte sind in diesem Kontext besonders wertvoll. „Sie gehören zu den besten Calciumlieferanten überhaupt und bieten gleichzeitig hochwertiges Eiweiß, das für den Aufbau von Muskeln und Organen unverzichtbar ist“, betont die Expertin. Dies ist insbesondere für Jugendliche wichtig, da der Körper in diesem Alter Muskelmasse und Körperkraft aufbaut.

Darüber hinaus punkten Milchprodukte als schnell verfügbare Energiequelle und mit ihrem guten Einfluss auf die Darmgesundheit und das Immunsystem. „Besonders kleine Kinder profitieren davon, da ihr Immunsystem noch in der Entwicklung ist.“

Für Frauen

Frauen profitieren besonders von den gesundheitlichen Vorteilen, die Milchprodukte bieten. Denn: Die Gesundheit der Scheide hängt eng mit dem Zustand des Darms zusammen. Die Darmflora, also die enthaltenen Mikroorganismen, beeinflusst die Scheidenflora, da sowohl „gute“ als auch „schlechte“ Bakterien vom Darm in die Scheide gelangen können. Ein gesundes Gleichgewicht im Darm wirkt sich somit auch auf unsere Scheide aus.

Die Scheidenflora besteht primär aus Milchsäurebakterien, die für das saure Milieu sorgen und krankheitserregende Keime abwehren. Eine ausgewogene Ernährung mit probiotischen Lebensmitteln, wie zum Beispiel Joghurt und Sauerkraut, sowie eine milde Intimpflege helfen, eine stabile Scheidenflora aufzubauen und so das Gleichgewicht zu bewahren.

Gerät die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht, wird sie anfälliger für Krankheiten, da sich schädliche Bakterien und Pilze leichter ausbreiten können. Daher sind Maßnahmen wie eine bewusste Ernährung und schonende Hygiene wichtig, um das saure Milieu der Scheide zu erhalten und Infektionen vorzubeugen. Weitere Tipps für die Scheidengesundheit könnt ihr hier nachlesen.

Für Seniorinnen und Senioren

Ein gesunder Lebensstil wirkt typischen Altersbeschwerden entgegen. Eine gesunde Ernährung mit Milchprodukten kann den Körper noch im hohen Alter unterstützen. Hier die wichtigsten Faktoren:

  • Proteine für die Muskeln: Im Alter nehmen Muskelkraft und -masse ab. Eine proteinreiche Ernährung zum Beispiel mit Milchprodukten fördert die Beweglichkeit und begrenzt den Muskelverlust.
  • Sauermilchprodukte für die Verdauung: Im Alter verändert sich oft die Verdauung. „Bei einigen Seniorinnen und Senioren bildet der Körper weniger Verdauungsenzyme. Bei anderen verändert sich die Magenschleimhaut. Dies kann dazu führen, dass weniger Nährstoffe aufgenommen werden und dem Körper zur Verfügung stehen“, erklärt Dr. Laupert-Deick. Sauermilchprodukte unterstützen die Darmflora. Das hilft dem Körper, Nährstoffe besser aufzunehmen.
  • Milchprodukte bei Kau- und Schluckbeschwerden: Viele Menschen leiden im hohen Alter an Kau- und Schluckbeschwerden. Das senkt die Lebensfreude und den Appetit – bis hin zum Nährstoffmangel. Milchprodukte wie Joghurt und Quark lassen sich leicht verzehren und versorgen den Organismus mit Spurenelementen und wichtigen Nährstoffen wie Proteinen, Calcium und Vitaminen.
  • Milchprodukte bei Appetitlosigkeit: Dr. Laupert-Deick erklärt: „Häufig schmecken ältere Menschen die Geschmacksrichtungen „süß“ und „salzig“ weniger, „sauer“ und „bitter“ dafür umso mehr. Dies kann zu Appetitlosigkeit führend und eine Mangelernährung begünstigen.“ Auch hier helfen Milch und Milchprodukte mit ihrer Fülle an Nährstoffen und ihrer großen Auswahl milder Geschmacksrichtungen.
  • Milchprodukte gegen Osteoporose: Mit zunehmendem Alter nimmt die Knochendichte ab und die Calciumaufnahme sinkt. Regelmäßige Bewegung und eine ausreichende, regelmäßige Calciumaufnahme in Form von Milch und Milchprodukten helfen, Knochenschwund vorzubeugen und zu verlangsamen.

Darum hilft eine heiße Milch mit Honig.

Es kratzt im Hals, die Nase läuft und der Kopf ist dicht – typische Symptome bei einer Erkältung. Viele Menschen greifen jetzt zu einem altbewährten Hausmittel: heiße Milch mit Honig. Das Duo ist bereits seit Jahrhunderten im Einsatz. Doch hilft es wirklich?

Wissenschaftliche Beweise gibt es dafür (noch) nicht. Viele Menschen vermuten, dass es am Tryptophan liegt, einer Aminosäure in der Milch, der schlaffördernde Wirkung zugeschrieben wird. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die heiße Milch mit Honig vor allem unserer Psyche hilft – und das dann unserem Körper. „Das Heißgetränk signalisiert dem Körper, sich zu entspannen. Kleine, bewusste Schlucke helfen, den Stress des Tages abzubauen. Und wenn der Körper zur Ruhe kommt, beruhigt sich häufig auch der Hustenreiz“, erklärt Dr. Claudia Laupert-Deick.

Eine moderne Variante des Klassikers: Goldene Milch mit Kurkuma. Mehr über regionalen Honig erfahrt ihr hier.

Wann sollte der Milchgenuss einschränkt werden?

Auch wenn Milch und Milchprodukte Gesundheit und Wohlbefinden fördern, sollte man in bestimmten Situationen auf sie verzichten.

Laktose-Intoleranz bedeutet, dass der Körper wegen eines fehlenden Enzyms, der Laktase, den Milchzucker, die Laktose, nicht aufspalten und anschließend aufnehmen kann. Laktose ist natürlicherweise in vielen Lebensmitteln enthalten, insbesondere in Milch und Milchprodukten aller Tierarten. Ungefähr 15% der Deutschen leiden unter einer Laktose-Intoleranz. Die Beschwerden unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Mit Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfällen oder generellem Unwohlsein haben die meisten Betroffenen zu kämpfen.

Laktose-intolerante Menschen müssen nicht komplett auf Milchprodukte verzichten. Fermentierter Joghurt und geringe Mengen an Milch vertragen die meisten Betroffenen gut. Laktosefreie Milch und Milchprodukte, wie zum Beispiel Hartkäse, können in der Regel ohne Beschwerden verzehrt werden. Weiterhin gibt es zahlreiche laktosefreie Milchsorten und Milchprodukte, die sehr gut vertragen werden.

„Übermäßiger Milchkonsum führt übrigens nicht zu einer Laktose-Intoleranz“, erklärt Ernährungsexpertin Dr. Claudia Laupert-Deick. „Die Intoleranz wird vererbt. Auch Krankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn können sie auslösen.“

Eine Milcheiweiß-Allergie ist nicht dasselbe wie eine Laktose-Intoleranz. Wie der Name bereits sagt, reagiert der Körper bei einer Allergie auf Proteine, die in Milch und Milchprodukten enthalten sind. Die Antwort ist eine unverhältnismäßige Immunreaktion. Das kann zu Hautausschlag, Durchfall oder Erbrechen führen oder sogar einen allergischen Schock auslösen.

Manche allergieauslösenden Proteine lassen sich jedoch durch Hitze zerstören, weshalb einige Allergikerinnen und Allergiker erhitzte Milchprodukte wie Kakao oder H-Milch vertragen.

Wer unsicher ist, ob er unter einer Milcheiweiß-Allergie leidet, sollte zu einer Allergologin oder einem Allergologen gehen und einen Allergietest machen. Bestätigt sich der Verdacht, müssen Betroffene auf Milch und Milchprodukte verzichten. Doch Vorsicht: „Eine kuhmilchfreie Ernährung sollte immer mit Anleitung und Unterstützung eines qualifizierten Ernährungsberaters bzw. Ernährungsberaterin erfolgen! Denn gerade bei Kindern bedeutet der Verzicht auf Milch und Milchprodukte den Wegfall wichtiger Vitamin- und Mineralstoffquellen“, erklärt Dr. Claudia Laupert-Deick.

Zum Glück sind nur 2-3 % aller Kinder und Säuglinge von dieser Allergie betroffen, bei Erwachsenen sind es nur 0,6 %. Bei Kindern sollte der Allergietest alle paar Jahre wiederholt werden, um zu überprüfen, ob die Allergie noch vorhanden ist. Praktische Tipps für den Umgang mit einer Milcheiweiß-Allergie liefert die Website des Deutschen Allergiker- und Asthmabunds (DAAB).

Einige Antibiotika gehen mit dem Calcium aus Milch und Milchprodukten Verbindungen ein, sodass der Körper die Medikamente dann nicht mehr optimal verwerten kann. Das kann die Wirkung des Medikaments herabsetzen. Das gilt auch für einige andere Wirkstoffe in Medikamenten, zum Beispiel Mittel, die beim Knochenaufbau helfen oder gegen Osteoporose eingesetzt werden. Grundsätzlich gilt: „Wer Medikamente einnimmt, sollte den Beipackzettel lesen und gegebenenfalls zeitnah vor und nach der Einnahme auf Milch, Käse, Quark und Co. verzichten“, empfiehlt Dr. Laupert-Deick.

Im Anschluss an eine Antibiotikatherapie können uns Milchprodukte dabei unterstützen, wieder richtig fit zu werden. Denn Antibiotika schwächen häufig unsere Darmflora, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die unseren Darm bewohnen. In der Folge einer Antibiotikabehandlung kann es somit zu Verdauungsproblemen kommen. Sauermilchprodukte wie Joghurt und Quark oder Buttermilch stärken die Mikrobiotika also die enthaltenen Mikroorganismen, und fördern so eine gesunde Darmflora.

Passen Milch und Milchprodukte zu einer nachhaltigen Ernährung?

Nachhaltigkeit in der Ernährung bedeutet weit mehr als nur Gesundheit – auch die Auswirkungen auf Umwelt und Klima spielen eine zentrale Rolle. Der Klimaschutz zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Mit dem stetigen Wachstum der Weltbevölkerung wächst auch unser ökologischer Fußabdruck. Einige stellen sich da die Frage: Passen Milch und Milchprodukte – abseits der gesundheitlichen Aspekte – überhaupt noch zu einer nachhaltigen Ernährung? Der Mythos vom „Klimakiller Milch“ hält sich hartnäckig. Doch wie viel Wahrheit steckt dahinter?

Klar ist: Lebensmittel zu produzieren kostet Energie, Fläche, Wasser und mehr. Und es setzt Treibhausgase frei. Immer. Doch Bayern bietet ideale Bedingungen für Milchkühe, sodass die Haltung hierzulande umweltfreundlicher möglich ist als in anderen Ländern. Und: Der Verzicht auf tierische Lebensmittel würde bedeuten, dass mehr vegane Lebensmittel erzeugt werden müssen, um die Nährstoffe zu ersetzen. Darunter das hochwertige Eiweiß aus Milch. Warum dies nicht zielführend wäre und warum wir noch guten Gewissens tierische Lebensmittel zu uns nehmen können, erklärt Prof. Dr. Dr. habil. Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der TUM School of Life Sciences im Interview. Und auch laut der „Planetary Health Diet“, einem Ernährungskonzept führender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, haben Milch und Milchprodukte einen Platz auf dem Speisezettel der Zukunft – in Maßen, aber mit gutem Gewissen. Weitere Entwicklungen, Projekte, Hintergründe und Expertenmeinungen rund um das Thema Landwirtschaft und Klimaschutz erfahrt ihr hier.


Rezepte rund um Milch, Quark, Joghurt und Co.

Habt ihr Lust bekommen, eurem Körper etwas Gutes zu tun? Wir haben für euch unsere Lieblingsrezepte mit Milch und Milchprodukten zusammengestellt. Einfach durchklicken und nachkochen!