Agrartechnik: Warum uns welche Maschinen auf der Straße begegnen

Ob im Frühjahr oder Spätherbst, morgens oder spätnachts, immer wieder begegnen uns Landwirtinnen und Landwirte mit ihren großen Maschinen auf den Straßen. Besonders zur Aussaat- und Erntezeit herrscht Hochbetrieb auf den Feldern. Um beste Qualität zu erzielen und gleichzeitig nachhaltig zu wirtschaften, ist gute Agrartechnik unverzichtbar für jeden Betrieb.

Aber wisst ihr auch, wie die Maschinen und Geräte hinter den Traktoren heißen, oder was mit ihnen gemacht wird? Wir geben euch einen kleinen Überblick.


Inhaltsverzeichnis



Agartechnik für die Ernte

Die klassische Erntesaison ist im Spätsommer und Herbst, wenn Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben abgefahren werden. Aber auch im Frühjahr stechen Spargelhöfe bereits ihr Gemüse und Betriebe mit Grünland mähen ihre Wiesen.

Mähdrescher trennt die Spreu vom Weizen

Foto: Mähdrescher, Massey Ferguson

Wenn der Sommer seine volle Kraft entfaltet und die Pflanzen reif sind, beginnt die Erntezeit. Dann ist der Mähdrescher der unermüdliche Held auf dem Feld. Im Juli und Augst ist er dafür zuständig, Getreide und Raps zu ernten. Danach folgen Sonnenblumen und Leguminosen wie Bohnen, Erbsen oder Soja. Und im Herbst wird der Körnermais geerntet.

Erntezeit ist auch die Zeit für den besorgten Blick zum Himmel.  Droht Regen, ist Schnelligkeit gefragt! Denn nasses Erntegut kann schnell Schimmel bilden.

Aber auch der morgendliche Tau sorgt für schlechte Erntebedingungen, so dass die Mähdrescher überwiegend mittags bis spätabends im Einsatz sind. Mit scharfen Messerbalken schneidet der Mähdrescher die Pflanzen ab und trennt die Körner vom Rest der Pflanze. Die wertvollen Körner landen zunächst im Korntank, bevor sie über ein Rohr auf einen Wagen verladen und vom Feld transportiert werden. Die verbliebenen Pflanzenreste, das sogenannte Stroh, fällt wieder auf den Boden.

Ballenpresse für Stroh und Heu

Foto: Ballenpresse, Massey Ferguson

Sobald das Stroh der Getreideernte ausreichend getrocknet ist, kommt eine weitere Maschine ins Spiel: die Ballenpresse. Sie zerkleinert das Stroh und formt es in runde oder quadratische Ballen. So können Landwirtinnen und Landwirte das Stroh transportieren und als Einstreu und Futter für ihre Tiere verwenden. Alternativ können Strohreste auch in den Boden eingearbeitet werden, was den Humusaufbau unterstützt. Eine Ballenpresse wird im Übrigen nicht nur bei der Stroh-, sondern kann auch bei der Heu- oder Grasernte eingesetzt werden.

Feldhäcksler für die optimale Silage

Foto: Maishäcksler, Fendt

Der Feldhäcksler ist die ultimative Maschine für die Ernte von Silomais, Wiesen- und Ackergras. Aber auch für die Einfuhr von anderen nachwachsenden Rohstoffen für Biogasanlagen wie Grünroggen oder Silphie ist das Gerät unverzichtbar. Zwischen dem ersten Grasschnitt im Frühjahr bis zur Silomaisernte im Herbst begegnet uns der Feldhäcksler auf Straßen und Feldern.

Die leistungsstarken Maschinen nimmt das Erntegut auf, zerkleinert und verlädt es. Immer an der Seite des Feldhäckslers: ein Traktor mit Wagen, der das Erntegut aufnimmt. Mehrere Traktoren rotieren zwischen Feld und Hof. Denn Pausen können und wollen sich Landwirt:innen nicht leisten. Am Hof wird das Erntegut in das Silo abgeladen, von einem Radlader verdichtet und anschließend mit Folien abgedeckt. Nun haben die Milchsäurebakterien Zeit zu arbeiten. Sie konservieren das Futter zur sogenannten Silage.

Bei der Grasernte ist ein spezielles Frontgerät angebracht, die so genannte Pick-up. Sie sammelt  das gemähte und in Schlangen gelegte Gras auf.

Roder für Kartoffeln, Zuckerrüben und Zwiebeln

Foto: Kartoffelvollernter, Grimme

Wenn der Herbst einbricht, ist es an der Zeit, Kartoffeln, Zuckerrüben und Zwiebeln aus der Erde zu holen. Dafür kommen Spezialmaschinen zum Einsatz, sogenannte „Roder“ oder „Vollernter“.

  • Kartoffeln: Frühkartoffeln können bereits ab Juni geerntet werden. Der Großteil der bayerischen Knollen kommt aber erst im Herbst mit Hilfe eines Kartoffelvollernters aus dem Boden. Vom Feld aus werden sie direkt sortiert, abtransportiert und dann eingelagert oder an Fabriken geliefert.
Foto: Zuckerrübenvollernter, ROPA Fahrzeug- und Maschinenbau
  • Zuckerrüben: Die Zuckerrübenernte läuft von Mitte September bis in den Dezember hinein. Dabei holen große Vollernter die Rüben aus dem Boden und lagern sie anschließend in Haufen auf dem Feld. Weil Zuckerrüben-Erzeuger:innen in Gemeinschaften an die Fabriken liefern, gibt es genaue Lieferpläne, wann welche Rüben vom Feld abgeholt werden. Spezialmaschinen, sogenannte Rübenmäuse, verladen die Früchte auf LKWs, die diese weiter transportieren. Rübenanbaugebiete befinden sich rund um die Standorte der Südzucker AG in Plattling, Rain am Lech, Ochsenfurt und Zeil am Main.

 

  • Zwiebeln: Im September heißt es für Gemüsebäuerinnen und -bauern, Zähne zusammenbeißen und nicht weinen, denn die Zwiebeln werden geerntet. Dafür fahren sie mit „Krautschläger“ und „Roder“ über das Feld und legen das Gemüse zum Trocknen in Streifen auf dem Feld ab. Nach dem Trocknungsprozess kommt der Zwiebellader, der die Zwiebeln aufsammelt und auf Wagen verlädt.

Viele Schritte bis zur Futterernte

Wenn die Wiesen im Frühjahr sattgrün sind, ruft für viele Landwirtinnen und Landwirte die Arbeit, denn die erste Mahd steht an. Bei einer intensiven Grünlandbewirtschaftung wird ab dem ersten Schnitt, je nach Standort und Wetter, alle vier bis sechs Wochen die Wiesen gemäht. Denn im noch jungen Stadium bieten die Pflanzen hohe Energie- und Eiweißgehalte und somit eine optimale Futterqualität. Das Gras wird als Silage konserviert und als Futter für Rinder genutzt. Auch möglich: die Nutzung in Biogasanlagen.  Bei extensiven Standorten werden die Wiesen meist erst gegen Juni oder Juli zum ersten Mal und insgesamt nur zwei bis dreimal geschnitten. So können sich mehr Kräuter und Leguminosen (Hülsenfrüchte) auf den Wiesen etablieren. Die Artenvielfalt steigt. Das extensive Grünland eignet sich besonders gut für Heuwiesen. Um das Futter nach Hause zu bringen, braucht es mehrere Schritte und einiges an Technik:


Agrartechnik für die Bodenbearbeitung

Bei der Bodenbearbeitung haben Landwirtinnen und Landwirte die Qual der Wahl. Denn die richtige Technik schafft nicht nur ein optimales Saatbett und damit Wohlfühlbedingungen für die Folgekultur. Sie ist auch der Schlüssel, wenn es um Humusaufbau, aktives Bodenleben, Erosionsschutz oder Unkrautmanagement geht. Hier bieten die Landtechnikhersteller eine große Bandbreite an Geräten und Gerätekombinationen an, die den unterschiedlichen Ansprüchen von Boden, Klima und der jeweiligen Kulturart gewachsen sind.

Landwirtinnen und Landwirte bearbeiten ihre Böden nach der Ernte und vor der Aussaat. Die Maschinen begegnen uns vor allem im Frühjahr und ab dem Spätsommer bis in den Herbst hinein. Fachleute unterscheiden in „wendende“ und „konservierende / reduzierende“ Bodenbearbeitung und „Direktsaatverfahren“.

Was ist was?

Konservierende / reduzierende Bodenbearbeitung

  • Geräte: kein Pflug, Kombinationen aus Grubber, Scheibenegge, Kreiselegge, Fräse möglich
  • Vorgänge: Boden wird gelockert, durchmischt und durchlüftet
  • Vorteile: tragfähiges und stabiles Bodengefüge, weniger Erosion durch Wind und Wasser, mehr Humusaufbau durch gleichmäßige Einarbeitung der Stoppel
  • Nachteile: höherer Unkraut- und Krankheitsdruck, geringere Ernten möglich

Wendende Bodenbearbeitung

  • Geräte: Pflug, kombiniert mit fein krümelnden Geräten wie der Kreiselegge
  • Vorgänge: Boden wird gewendet, durchmischt und durchkrümelt
  • Vorteile: Sauberes Saatbett, optimales Aufkeimen der Aussaat, reduzierter Unkraut- und Krankheitsdruck, geringerer Pflanzenschutzmitteleinsatz
  • Nachteile: Höhere Erosionsgefahr, stärkere Bodenverdichtung

Direktsaat

  • Geräte: keine Bodenbearbeitungsgeräte, Strohmatte bleibt auf dem Feld liegen, und das Saatgut wird direkt mit der Sämaschine in den Boden gelegt
  • Vorteile: Erosionsschutz, Verdunstungsschutz an trockenen Standorten
  • Nachteile: deutlich höherer Unkraut- und Krankheitsdruck, deutlich höherer Pflanzenschutzeinsatz nötig

Wie Landwirtinnen und Landwirte ihren Boden bearbeiten, entscheiden sie anhand der Standortbedingungen, der Bodenqualität und den Ansprüchen der Folgekultur. Auch das Wechseln der einzelnen Verfahren an einem Standort kann sinnvoll sein. Ziel ist immer eine schonende Bodenbearbeitung. Mehr dazu erfahrt ihr hier.


Agrartechnik für die Aussaat im Frühjahr und Herbst

Die Aussaat ist der Grundstein für eine erfolgreiche Ernte. Im Frühjahr ab März säen Landwirtinnen und Landwirte das Sommergetreide, Zuckerrüben, Bohnen oder Erbsen an. Dabei ist das Timing entscheidend: Denn Landwirt:innen dürfen erst auf das Feld fahren, wenn der Boden trocken ist. Schwere Maschinen würden zu nassen Boden verdichten und die Körner am Keimen hindern. Doch bei einer zu späten Aussaat bleibt den Pflanzen weniger Zeit zu wachsen. Die Folge: Die Ernteerträge fallen geringer aus.

Ende April und im Mai kommen Kartoffeln und Mais unter die Erde, denn die vertragen keine Spätfröste. Auch im Spätsommer und im Herbst dürfen die Sämaschinen nochmal ran, denn nach der Ernte ist vor der Aussaat. So werden auf den Feldern ab August Raps, Feldfutter oder Zwischenfrüchte angebaut, im September bis November folgt das Wintergetreide. Nach der Aussaat hoffen Landwirtinnen und Landwirte auf ein bisschen Regen, denn so können die Pflanzen optimal wachsen. Je nach Kulturwahl und Pflanzenschutzstrategie stehen den Landwirtinnen und Landwirten verschiedene Anbaugeräte zur Verfügung:


Agrartechnik, die Kulturpflanzen schützt

Während die Pflanzen über dem Frühjahr und Sommer auf den Feldern stehen, bekommen sie Konkurrenz von Unkräutern und sind ein beliebtes Ziel für Krankheiten oder Insekten. Um dennoch eine gute Ernte zu garantieren, hat sich die Agrartechnik einiges einfallen lassen.

Striegeln und hacken gegen Unkräuter

Foto: Striegel, HORSCH

Striegel und Hacke halten Unkräuter in Schach und sind im ökologischen Landbau unverzichtbar. Aber auch in der konventionellen Landwirtschaft spielen die Geräte eine immer größere Rolle. Denn die sogenannte mechanische Unkrautbekämpfung durch Striegeln und Hacken ist ein wichtiges Element des „integrierten Pflanzenschutzes“. Dessen Ziel ist es, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu begrenzen.

Foto: Hacke, Pöttinger

Im Frühjahr beginnt die Unkrautbekämpfung. Der Striegel ist dabei die sanftere Methode. Landwirt:innen nutzen ihn, wenn die Kulturpflanze noch gar nicht aufgekeimt oder noch sehr klein ist. Die Hacke kommt etwas später zum Einsatz, wenn die Pflanzen schon größer sind. Sie entfernt auch robustere Unkräuter. Aber Achtung: Die Kulturpflanze darf beim Hacken nicht verletzt werden. Deswegen müssen Landwirtinnen und Landwirte bereits bei der Aussaat auf genügend Abstand zwischen den Pflanzenreihen achten.

Übrigens: Auch bei der Grünlandpflege im Frühjahr mischt der Striegel mit, denn das Gerät entfernt alte Gräser, durchlüftet den Boden und regt die Pflanzen zum Wachstum an.

Pflanzenschutzspritze gegen Pilze, Insekten und Unkraut

Foto: Pflanzenschutzspritze, HORSCH

Im Kampf gegen Pilze, Schädlinge und Unkräuter sind chemische Substanzen das letzte Mittel der Wahl, um die Ernteerträge zu sichern.

Fachleute unterscheiden Pflanzenschutzmittel in drei Kategorien: Herbizide, Fungizide und Insektizide.

Herbizide kommen im Frühjahr zum Einsatz, um Unkräuter zu entfernen. Pilze befallen Pflanzen, wenn diese bereits größer sind. Warmes und feuchtes Wetter bietet ihnen ein Wohlfühlklima. Besonders Kartoffeln leiden darunter. Landwirt:innen müssen auch Getreide mit Fungiziden vor Pilzbefall schützen. Sonst könnten Mykotoxine entstehen, die für Menschen schädlich sind. Raps leidet häufig unter Schädlingen, die Stängel, Blüten oder Schoten befallen. Er wird mit Insektiziden behandelt.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist streng geregelt. Wissenschaftler:innen prüfen die Mittel vor der Zulassung auf deren Wirksamkeit, Umweltverträglichkeit und Toxizität. Landwirtinnen und Landwirte müssen einen extra Sachkundenachweis ablegen. Bei der Ausbringung ist das Wetter entscheidend. So kann es passieren, dass uns abends oder nachts Traktoren mit der Pflanzenschutzsprite begegnen, weil dann kein Wind weht und kühle Temperaturen herrschen.

Gerade beim Thema Pflanzenschutz entwickelt sich die Technik schnell weiter.  Moderne Technologien sorgen dafür, dass Pflanzenschutzmittel reduziert und immer zielgenauer eingesetzt werden.

Agrartechnik, die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt

Gülleausbringung mit Maß und Ziel

Foto: Güllefass mit Gestänge, Fliegl Agrartechnik

Die Gülletechnik ist entscheidend für eine optimale Nährstoffversorgung der Felder. Dabei setzen Landwirtinnen und Landwirte tierische Gülle oder Biogassubstrate als organische Dünger ein.

Ausgefahren wird je nachdem, wie es das Wetter und die Düngeverordnung erlauben. Grundsätzlich können Wiesen im Frühjahr vor dem Wachstumsbeginn sowie nach jeder Mahd und Äcker vor der Aussaat und im jungen Pflanzenstadium mit Gülle befahren werden. So ist das Güllefass insbesondere im Frühjahr und Spätsommer bis Herbst zu sehen, über den Winter gilt die sogenannte Güllesperrfrist.

Das Fass wird auf dem Hof aufgetankt und schon geht es los zum Feld. Hier gilt: Bodennahe Ausbringung ist ab 2025 Pflicht! Denn diese reduziert die Freisetzung von Ammoniakemissionen und bringt die Nährstoffe effizient direkt an die Pflanzen. Dafür sind am Fass große Gestänge mit oftmals sehr moderner Technik angebracht.

Besonders beliebt ist hier der Schleppschuhverteiler, der die Gülle mit Hilfe von Federstahl geführten Kufen in schmalen Streifen zwischen Boden und Pflanze ablegt. Andere Landwirtinnen und Landwirte setzen aber auch auf den Schleppschlauchverteiler, oder das Schlitzverfahren. Wenn die Gülle auf unbestelltes Ackerland ausgebracht wird, arbeiten Landwirtinnen und Landwirte sie innerhalb weniger Stunden ein, um Ammoniakemissionen zu verringern.

Fällt auf den Höfen Mist an, so kann dieser mit einem Miststreuer auf nicht bepflanzten Feldern verstreut und anschließend eingearbeitet werden.

Übrigens: Organische Dünger sind natürliche Dünger. Sie sind ressourcenschonend und echte Kreislaufhelden, denn die geernteten Pflanzen kommen zurück auf den Hof, werden dort von Tieren oder der Biogasanlage verwertet und gelangen als Gülle, Mist oder Biogassubstrat wieder auf das Feld und stehen so den Pflanzen als Nährstoff bereit.

Mineralischen Dünger streuen

Foto: Düngerstreuer, RAUCH

Der Düngerstreuer ist vor allem dann im Einsatz, wenn die Pflanzen Nährstoffe zum Wachsen brauchen. So ist der Streuer von März bis Juni auf Äckern und bis in den Herbst auf frisch gemähten Wiesen zu sehen.

Nicht nur Traktoren können Dünger ausbringen. Künftig werden auch Roboter eine Rolle spielen, die Pflanzen intelligent und ressourcenschonend mit Nährstoffen versorgen.

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