Biogas in Bayern
Unter den erneuerbaren Energiequellen ist Biogas ein regelrechter Alleskönner. Denn das Gas eignet sich nicht nur für die Wärme- und Stromerzeugung , sondern auch als Kraftstoff für Fahrzeuge. Der Anteil von biogenen Brennstoffen, Gasen und Kraftstoffen liegt in der Gesamtbilanz unter den erneuerbaren Energieträgern bei 53 Prozent (Quelle: Umwelt Bundesamt).
Rohstoffe für die Erzeugung von Biogas sind vor allem Pflanzen wie Silomais oder Gras. Durch seinen hohen Energieertrag ist speziell der Silomais besonders wertvoll. Energiepflanzen wie Mais und Gras gehören zu den nachwachsenden Rohstoffen und werden speziell für die energetische Nutzung angebaut. Weitere Energiepflanzen sind die Durchwachsene Silphie (Familie der Korbblütler), das Riesenweizengras (Familie der Süßgräser) oder Wildpflanzenmischungen. Letztere haben zudem einen besonders positiven Nebeneffekt: Der Anbau von blütenreichen Wildpflanzenmischungen unterstützt die Artenvielfalt bei Insekten und Wildtieren. Zur Biogaserzeugung können auch Gülle und Mist aus der Viehwirtschaft, Klärschlamm, Zwischenfrüchte sowie organische Abfälle wie Kartoffelschalen oder Apfeltrester (Pressrückstände bei der Herstellung von Apfelsaft) verwendet werden.
Nebenerzeugnis: Dünger
Die in der Biogasproduktion vergorenen Ausgangsstoffe werden als „Gärreste“ bezeichnet. Ihnen wurden zwar durch den Gärprozess die Kohlenstoffverbindungen wie Methan und Kohlendioxid entzogen, alle anderen Inhaltsstoffe blieben jedoch erhalten. Dazu zählen zum Beispiel Stickstoff, Phosphat und Kalium – allesamt wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Die Gärreste lassen sich zu hochwertigem, vollkommen natürlichem Dünger weiterverarbeiten. Da dieser dem Boden genau die Nährstoffe zurückgibt, die die Pflanzen ihm während des Wachstums entzogen haben, spricht man hier auch von einem „Nährstoffkreislauf“. Durch Zugabe des natürlichen Düngers wird die Humusbildung gefördert, auch die Wasserspeicherfähigkeit und die Fruchtbarkeit des Bodens verbessern sich. Dünger aus Gärresten ist übrigens nicht nur für den Einsatz in der Landwirtschaft interessant: Auch im Hobbygarten stellt er eine umweltschonende, nachhaltige Alternative zu mineralischem, chemischem Dünger dar.
Wie funktionierts?
In modernen Biogasanlagen werden die Ausgangsstoffe unter anaeroben, also sauerstofffreien Bedingungen durch Mikroorganismen abgebaut und unter anderem zu Methan und Kohlendioxid umgewandelt. Je höher der Methananteil ist, desto energiereicher und damit hochwertiger ist das erzeugte Gas. Der Methangehalt wiederum hängt von den jeweiligen Ausgangsstoffen ab. Einen hohen Methangehalt haben z. B. Zuckerrübenschnitzel oder Schweinegülle. Der Kohlendioxidanteil von Biogas liegt bei 35 bis 50 Prozent. Biogas verbrennt prinzipiell klimaneutral, da das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid zuvor in den Ausgangspflanzen gebunden wurde.
Die Bezeichnung „Bio“ im Namen Biogas hat übrigens keinen Bezug zur ökologischen Landwirtschaft, sondern weist auf die „biotische“ Gewinnung hin. Im Gegensatz zum fossilen Erdgas wird Biogas von Mikroorganismen gebildet.
Wir haben Biogasbauer Gerhard Zöls einen Tag lang über die Schulter geblickt.
Vollgas mit Biogas
Biogas kann – im Gegensatz zu Sonnenenergie und Windkraft – konstant erzeugt und auch gespeichert werden. Biogasanlagen sind damit perfekte „Lückenfüller“ der regenerativen Energiequellen, der auch im Verkehr zum Einsatz kommt. Im Straßenverkehr kann zu Biomethan aufbereitetes Biogas wie Erdgas als Kraftstoff genutzt werden. Erdgasfahrzeuge können ohne technische Anpassungen mit Biomethan betankt werden – und viele der 119 bayerischen Erdgastankstellen (Statista 1. Januar 2019) bieten bereits 100% Biomethan an.
Rechenbeispiele
Ein Hektar Silomais (etwa ein Fußballfeld) liefert:
– 50 Tonnen Biomasse
– 21.000 Kilowattstunden Strom
Sieben Haushalte können damit ein Jahr versorgt werden.
Zehn Rinder liefern:
– 200 Tonnen Gülle und Mist
– 13.600 Kilowattstunden Strom
Knapp Fünf Haushalte können damit ein Jahr versorgt werden.