Fischhaltung in Bayern
Fast ein Drittel aller Fische auf unserem Teller stammen heutzutage aus einer sogenannten Aquakultur, also einer eigens für die Erzeugung des Lebensmittels Fisch angelegten Zuchtanlage. Aquakulturen werden sowohl in konventioneller Haltung als auch in Bio-Haltung betrieben. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Aquakultur von Meeresspeisefischen und Süßwasserspeisefischen. Da Bayern keine Küste besitzt, sind hier lediglich Süßwasserfische von Bedeutung.
Die hohe gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Bedeutung der Fischerei in Bayern hat mit der Fülle der hier vorhandenen Gewässer zu tun: Mit 143.000 ha Wasserfläche und über 100.000 km Fließgewässer ist Bayern das gewässerreichste Bundesland in Deutschland. Die Produktion von Speisefischen hat eine lange Tradition und geht bis auf das Hochmittelalter zurück. seit 2021 ist die Karpfenteichwirtschaft sogar immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Die Süßwasser-Aquakultur in Bayern ist ausgerichtet auf eine nachhaltige Erzeugung gesunder Fischprodukte. Die meisten Fischhaltungsbetriebe sind Nebenerwerbsbetriebe, einige sind voll und ganz auf die Produktion von Speisefischen konzentriert. Die für die Tierhaltung relevanten Formen der Erwerbsfischerei in Bayern sind die Karpfenteichwirtschaft, die Forellenteichwirtschaft sowie die Fluss- und Seenfischerei.
Karpfen wachsen in stehenden, flachen und daher sommerwarmen Gewässern unter extensiven und daher besonders nachhaltigen Bedingungen drei Sommer lang heran. Im Herbst des dritten Jahres werden sie als Speisefische mit etwa 1.250 bis 1.500 Gramm Gewicht geerntet. Im dritten Sommer stehen jedem Karpfen rund 15 m² Teichfläche zur Verfügung. Als Folge dieser traditionellen Bewirtschaftung sind die Flachwasserzonen der Karpfenteiche häufig auch Rückzugsgebiete für seltene Pflanzen- und Tierarten. Als Nebenfische werden Schleien, Welse, Zander, Hechte und viele andere Fischarten aufgezogen. Die Teichwirtschaft produziert somit nicht nur ein nachhaltiges, gesundes und regionales Lebensmittel, sondern sorgt auch für Besatzfische für heimische Fließgewässer, deren Fischbestände aufgrund vielfältiger Umstände gelitten haben.
Forellenteiche oder -becken sind im Vergleich zu den Karpfenteichen relativ klein. Die Lachsfische benötigen außerdem einen ständigen Durchlauf von klarem, kühlem und sauerstoffreichem Wasser. Die Regenbogenforelle als Hauptfisch der Forellenteichwirtschaft wächst in etwa 18 Monaten vom Schlupf aus dem Ei bis zur Speisefischgröße von rund 300 bis 400 Gramm heran. Als Futter erhält sie ausschließlich Mischfutter in Pelletform, das frei von Hormonen, Antibiotika oder Wachstumsförderern ist. In den Forellenteichanlagen werden neben der Regenbogenforelle auch andere Fische herangezogen, unter anderem Bachsaibling, Elsässer Saibling, Äschen und Huchen.
Hauptberuflich Fischzüchter zu sein, erfordert neben fundiertem Wissen auch viel Erfahrung – und eine Menge Engagement. Ein Beispiel für diesen landwirtschaftlichen Berufszweig bildet unser Porträt von Fischzüchter und Fischwirtschaftsmeister Alfred Stier in Bärnau im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth.
Quellen: