Klima in Bayern
Ein Landwirt, den man nach optimalen „Arbeitsbedingungen“ fragt, wird in der Regel schnell auf das Thema Wetter zu sprechen kommen. Einen Faktor, den er nicht beeinflussen kann. Das Wetter macht den Alltag für unsere bayerischen Bauern zwar abwechslungsreich und spannend, aber eben oft auch schwierig. Ebenso kommt immer öfter das Stichwort „Klimawandel“ auf. Dieser bringt ebenfalls neue Herausforderungen für die Landwirtschaft.
Dürre
Für Landwirte, die vom Ackerbau oder Obstbau leben, können extreme Hitze, Regenfälle oder Frost schnell existenzbedrohlich werden. 2018 hat der Rekordsommer beispielsweise für hohe Ernteausfälle bei Kartoffeln gesorgt. Andere Erzeugnisse wie Zuckerrüben stecken extreme Dürre besser weg, dennoch leidet die Qualität. Für die Winzer war der Sommer hingegen ein Segen. Sie konnten sich über eine außergewöhnliche Weinernte freuen.
Doch die Häufigkeit solcher Klimaextreme nimmt zu. Deshalb müssen die Bauern vorausplanen.
Neue, trockenheitsstabilere Sorten sind da nur eine Maßnahme. Es gibt Techniken, die helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Bei der Weizenaussaat wird zum Beispiel direkt nach dem Ackern gesät – noch bevor das Wasser im Boden verdunstet. So findet die frische Saat optimale Bedingungen vor. Auch der Saatzeitpunkt kann entscheidend sein – doch wie so oft ist die vorausschauende Planung des Landwirts das eine – und das Wetter das andere.
Und Landwirte, die grundsätzlich auf Vielfalt setzen, stehen bei extremen Wetterbedingungen immer stabiler da, weil nicht alle Erzeugnisse auf ein bestimmtes Ereignis gleich reagieren. So können größere finanzielle Einbußen leichter vermieden werden. Vielfalt bedeutet aber auch mehr Arbeitsaufwand und Investitionen, beispielsweise in unterschiedliche Maschinen und Gerätschaften.
Pflanzenschutz
Die Auswirkungen von Dürren für bestimmte Gegenden und Erzeugnisse hängt von den Böden ab, besser gesagt: von deren Fähigkeit, Wasser zu halten. Aber Gefahr droht auch von Schädlingen, die bei bestimmten Bedinungen plötzlich unkontrolliert zunehmen. Beim Hopfen etwa hat die letzte Dürre die Entstehung von Mehltau massiv gefördert und für die Entwicklung der Spinnmilbe optimale Voraussetzungen geschaffen. Hier müssen die Landwirte nun mit Pflanzenschutz reagieren.
Dessen Anwendung ist gesetzlich streng geregelt. Durch drastische Änderungen der Witterung, ändern sich jedoch Gesetze nicht und die Landwirte können nicht immer im notwendigen Ausmaß reagieren, um ihre Pflanzen und Erzeugnisse zu retten. Und Pflanzenschutz kostet Geld. Daher würden die Landwirte gern darauf verzichten. Die meisten tun viel dafür, die Mengen möglichst gering zu halten.
Der Wald und die Trockenheit
Wälder sind artenreiche und hochproduktive Lebensräume. Das komplexe Ökosystem reguliert das Klima und sorgt für sauberes Trinkwasser. Der Wald bietet den Menschen Erholung und ist Lieferant des nachwachsenden und klimaschonenden Rohstoffes Holz. Doch auch der Wald leidet unter extremen Bedingungen wie anhaltender Hitze und Trockenheit. Schädlinge, darunter der trockenheitsliebende Borkenkäfer, finden in den angeschlagenen Bäumen optimale Bedingungen vor. Befallene Bäume müssen rechtzeitig anhand von Kronenverfärbungen und Bohrmehl identifiziert und entfernt werden.
Was kann man als Waldbauer gegen den Klimawandel tun? Natürlich Bäume pflanzen und pflegen!
Gute Pflege bedeutet: Die Bäume sollten frühzeitig ausgelichtet und vereinzelt werden. Der Umschnitt verbleibt als natürlicher Dünger im Wald. Durch das Auslichten der Bäume dringen ausreichend Wasser und Licht zu den Pflanzen vor. Nach rund 20 Jahren findet die erste Durchforstung, also Reduzierung statt. Wenn der richtige Baum am richtigen Standort mit ausreichend Platz steht, hat er optimale Entwicklungschancen.
Das andere Extrem: Frost.
Frost ist Fluch und Segen zugleich für die Landwirtschaft. Bei niedrigen Temperaturen gefriert das Wasser in der Erde, dehnt sich aus und lockert dabei die Böden. Viele Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Getreide und Gemüse benötigen für ein gesundes Wachstum gelockerte und humusreiche Erde. Auch die Bildung von Humus wird durch den Frost gefördert. Denn potenzielle Zwischenfrüchte auf den Feldern, die zwischen anderen zur Hauptnutzung dienenden Feldfrüchten (Weizen, Mais, Raps usw.) als Gründüngung angebaut werden, erfrieren und müssen dann nicht mehr bearbeitet werden. Sie fallen ab und können direkt zum Humus-Aufbau untergearbeitet werden. Allerdings kann sehr früher oder sehr später Frost den Bauern sehr zu schaffen machen – etwa, wenn Knospen erfrieren oder der Boden nicht bearbeitet werden kann.
Im Obstbau verhindern niedrige Temperaturen im Spätwinter und zeitigen Frühjahr ein verfrühtes Austreiben und damit eine zu frühe Blüte. So verringert sich die Gefahr, dass die Knospen bei späteren Frösten (beispielsweise zu den Eisheiligen Mitte Mai) erfrieren. Ein weiterer Vorteil aus Sicht der Landwirte ist, dass Ungeziefer wie Blattläuse, Milben oder Rapsglanzkäfer bei stärkerem Frost nicht überleben, sodass auf den Feldern später weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. Wenn jedoch auf intensive Nachtfröste tagsüber hohe Sonneneinstrahlung folgt, spricht man von Wechselfrösten. Halten solch hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht länger an, können sie die Nutzpflanzen nachhaltig schädigen.
Vieh
Auf die Tiere wirken sich extreme Witterungsbedingungen ebenfalls aus. Das fängt schon beim Futter an. Dürre lässt nicht nur Erzeugnisse für den menschlichen Verzehr vertrocknen. Auch für die Tiere fehlt dadurch Futter. In Gegenden, in denen Böden eine gute Wasserspeicherkapazität haben, können Futterpflanzen die Trockenheitsphasen relativ unbeschadet überstehen. Doch auch hier müssen die Landwirte auf Vielfalt und unterschiedliche Sorten setzen. Wenn Futtermais und Getreide vertrocknen, gibt es beispielsweise für Zuckerrüben, die später geerntet werden, noch Chancen sich zu erholen.
Fazit: Dialog statt Patentrezepte
Bei den Themen Wetterextreme, Klimawandel und Dürreauswirkungen zeigt sich einmal mehr die Komplexität der (bayerischen) Landwirtschaft. Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Doch egal, um welches Erzeugnis es geht: Am Ende steht immer der einzelne Betrieb, der sich mit den individuellen Auswirkungen auf sein Produkt und seine Situation auseinandersetzen muss. Unsere bayerischen Bauern arbeiten mit der Natur, denn sie sind auf sie angewiesen. Deshalb setzen sie alles daran – nicht zuletzt mithilfe innovativer Technologien – landwirtschaftliche Nutzung und Klimaschutz zu vereinen.
Doch auch der Verbraucher kann seinen Beitrag leisten, indem er qualitätsbewusst und regional einkauft – und immer wieder auch den Dialog dem Landwirt um die Ecke sucht.