Ostern in Bayern

Alte bayerische Osterbräuche werden heute vor allem auf dem Land gepflegt, wo Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Stille Tage: Rund um Ostern – Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag – herrschen in Bayern die so genannten stillen Tage: An diesen stillen Feiertagen sind laut Innenministerium in Bayern alle Veranstaltungen verboten, „die nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen“. Dabei geht es vor allem um Partys, Tanzveranstaltungen und Konzerte – sportliche Aktionen sind, außer am Karfreitag, erlaubt. Wer stille Tage in Bayern missachtet, kann mit einem Bußgeld belegt werden.

Kräutlsuppe: In vielen Haushalten wird am Gründonnerstag eine kräftige Kräutersuppe aufgetischt, auch Kräutlsuppe genannt. In eine Brühe, die mit Kartoffeln oder anderem Gemüse verfeinert wird, kommen frische Frühlingskräuter wie Kerbel, Brunnenkresse, Bärlauch, Brennnessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Sauerampfer und Schnittlauch. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept.

Karfreitagsratschen: Wenn nach der Gründonnerstagsmesse die Kirchenglocken bis zur Osternacht schweigen, schlägt die Stunde der Ratschen. Ministrantinnen und Ministranten machen mit den hölzernen Klappern auf der Straße richtig Lärm und ziehen meist um 6, 12 und 18 Uhr durch die Gemeinden. Auch in der Kirche ersetzen die Ratschen das Glockenläuten, etwa bei der Wandlung. Es gibt auch fahrbare Ratschen auf Schubkarren und Kastenratschen, die mit einer Kurbel betrieben werden. Wann geratscht wird und welche Verse dazu gehören, ist ortsabhängig. In Unterfranken ist das Ratschen auch unter den Namen Rumpeln oder Leiern bekannt.

Karfreitagsprozession: Still ist es, wenn am Karfreitag in Lohr am Main die Prozession durch den Ort zieht. Nur die Blaskapelle und Paukenschläge durchbrechen das Schweigen. Dunkel gekleidete Handwerker tragen 13 lebensgroße Figuren auf Holzpodesten durch den unterfränkischen Ort. Sie zeigen den Leidensweg Jesu vom Abendmahl bis zur Kreuzigung. Der 1658 erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als der älteste im deutschsprachigen Raum. Tausende Zuschauer säumen die Straßen. Auch anderswo gibt es Karfreitagsprozessionen, etwa im oberfränkischen Neunkirchen am Brand oder in Bamberg.

Jaudusfeuer: Vorzeitige Osterfeuer, die als Judas- oder Jaudasfeuer bekannt sind, finden am Samstagabend vor Ostern in zahlreichen bayerischen Dörfern statt. Dabei sammeln junge Menschen Holz und andere Brennmaterial im Ort ein und schichten damit eine Feuerstelle auf. Mancherorts befindet sich eine Strohpuppe auf dem Scheiterhaufen, die der Geschichte nach den biblischen Verräter Judas darstellen soll. Nach dem Anzünden wird gemeinsam gefeiert und das ganze Dorf versammelt sich rund um das Jaudusfeuer.

Freinacht: Nach dem Jaudusfeuer folgt die sogenannte Freinacht, die früher als eine Form der „Sozialkontrolle“ für die Bäuerinnen und Bauern diente. Wer damals nachlässig war und seine Gerätschaften im Hof herumliegen ließ, wurde zurechtgewiesen, indem die lose Ausrüstung versteckt wurde. Auch heute machen sich Kinder und Jugendliche noch einen Spaß daraus und verziehen Gegenstände vom Garten des einen Nachbars zum nächsten.

Gockelholen: Nicht nur um das Essen, auch um die Aufmerksamkeit der Damenwelt wird zu Ostern gebuhlt. Beim „Gockelholen“ bereiten die jungen Mädchen in der Nacht von Karsamstag zu Ostersonntag kleine Geschenke für die Burschen vor. Diese ziehen mit einer Leiter von Fenster zu Fenster, um sie sich zu holen. Je mehr junge Männer an das Fenster klopfen, desto größer ist der Anklang des jeweiligen Mädchens bei der Männerwelt. Auf dem Fenstersims warten traditionell Ostereier, Schnaps oder Bier. Oder der Vater der jungen Dame mit einem Eimer voll kaltem Wasser – zur Abschreckung.

Osterbrunnen: Ein häufiger Anblick im österlichen Bayern sind Brunnen, die mit Girlanden aus Tannenzweigen und bunt bemalten Eiern geschmückt sind. Dieser Brauch ist mehr als 100 Jahre alt und soll zum Ausdruck bringen, wie lebensnotwendig Wasser ist. Auf den Hochebenen der Fränkischen Schweiz, wo dieser Brauch herstammt, war Wasser oft knapp, bevor es Wasserleitungen gab. Die Menschen mussten es aus dem Tal mühsam auf den Berg transportieren. Am berühmtesten ist der mit mehr als 10.000 Eiern verzierte Osterbrunnen in Bieberbach (Landkreis Forchheim).

Speisenweihe: Wenn die Fastenzeit vorbei ist und wieder alles gegessen werden darf, ist die Speisenweihe dran. Üppig mit Lebensmitteln gefüllte Körbe werden an Ostern mit in den Gottesdienst genommen und am Altar geweiht. Auf alle Fälle gehören bunte Ostereier hinein, auch Salz, fast immer liegt ein geräucherter Schinken dabei, Brot, Meerrettich oder ein aus Hefeteig gebackenes Osterlamm. Das Ei symbolisiert neues Leben, das Salz die Auferstehung. So mancher Gläubige legt das hartgekochte Ei angeschlagen ins Körbchen, „damit die Weihe auch eindringen kann“. Und hinterher werden die geweihten Eierschalen auf die Felder gestreut: Das soll Glück bringen.

Oar bettln: Um rote Eier zu erbetteln, begaben sich junge Burschen früher in der Nacht von Ostersonntag und am Ostermontag auf den Weg zu den Madln des Dorfes. Angereist wurde traditionell mit einem Traktor und einer Leiter im Gepäck, um vor die Schlafzimmerfenster der Madln zu steigen mit der Hoffnung, ein rotes Ei zu erhalten. Doch Vorsicht, je nach Beliebtheit des Mannes konnten auch rohe oder faule Eier als Überraschung warten. Heutzutage laden die Mädels die Burschen meist zu einer deftigen Brotzeit und reichlich Schnaps ein.

Oascheim: auf Hochdeutsch Eierschieben. Hier kullern Ostereier über eine schräge Bahn. Es gibt unterschiedliche Spielregeln. Entweder kullern die Eier über die Stiele von zwei parallel verlaufenden Rechen, oder das Spiel wird an einer abschüssigen Wiese gespielt. Um die Punkte zu zählen, wird auf jedes Ei, das in der Wiese liegt, ein Geldstück gelegt. Wessen Ei die Münze von einem anderen Ei schubst, der darf das Geld behalten. Gewonnen hat, wer die meisten Münzen hat. Wie das dann aussehen kann, zeigt das Video-Tutorial.

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