Biogas für mehr Nachhaltigkeit in Bayern
Die Energiewende ist eines der größten Projekte unserer Zeit. Bereits im Jahr 2030 sollen mindestens 80 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen. Das gibt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Ziel ist es, den Anteil der fossilen, CO2-freisetzenden und damit klimaschädlichen Brennstoffe drastisch zu reduzieren. Für die angestrebte Energiewende ist neben Sonnen-, Wind- und Wasserenergie auch Biogas ein wesentliches Element. Doch was genau ist Biogas und welchen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet dieser Energieträger schon heute? Die Antworten lest ihr hier.
Außerdem erfahrt ihr, was dran ist an den hartnäckigsten Vorurteilen über Biogas. Und Vertreterinnen und Vertreter aus Gemeinden und Landwirtschaft in Bayern berichten, welche Bedeutung Biogas für die regionale Versorgungssicherheit der Zukunft hat.
Inhaltsverzeichnis
5 Vorurteile über Biogas – und was dran ist
Biogas ist eine der Schlüsseltechnologien für eine nachhaltige Energiezukunft. Doch wie bei vielen innovativen Technologien gibt es auch hier Vorurteile, Missverständnisse und Bedenken. Mythen halten sich hartnäckig und prägen die öffentliche Wahrnehmung, oft zum Nachteil der Biogasbranche. Umso wichtiger ist es, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. Denn Biogas ist nicht nur eine saubere Energiequelle, sondern auch ein wichtiger Baustein für die Energiewende. In den folgenden Abschnitten gehen wir auf fünf häufige Vorurteile ein – und zeigen auf, was wirklich dahintersteckt.
Ein häufiges Vorurteil ist, dass wertvolle Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen und Tierfutter verwendet werden, die stattdessen für die Erzeugung von Lebensmitteln genutzt werden könnten. Diese Sichtweise greift jedoch zu kurz und ignoriert die Synergien, die zwischen der Nahrungs-, Futter- und Energieproduktion bestehen – ein zentrales Thema der sogenannten Teller-Trog-Tank-Diskussion.
Die Landwirtschaft funktioniert in Kreisläufen, in denen die Erzeugung für den Teller, den Trog und den Tank miteinander verknüpft sind. Bei der Nahrungsmittelproduktion entstehen zahlreiche Nebenprodukte, die in der Biogasanlage nachhaltig verwertet werden können. Diese Reststoffe – zum Beispiel Gülle, Mist oder Ernterückstände – würden ohne Biogasanlagen oft ungenutzt bleiben und somit nicht zur Energieerzeugung beitragen. Tatsächlich können Biogasanlagen ihre Leistung kurzfristig sogar um bis zu 20% steigern, ohne zusätzlichen Energiepflanzenanbau, allein durch die bessere Nutzung dieser Reststoffe. Und auch der Anbau von Energiepflanzen steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, sondern ergänzt diese. In Regionen wie Bayern, wo die Tierhaltung zurückgeht und die Verwertungsmöglichkeiten für Grünland abnehmen, ist die Biogasproduktion von besonderer Bedeutung. Sie verhindert, unvorstellbar große Energiemengen zu verschwenden und klimaschädlich zu importieren.
Biogas ist also nicht nur ein Beitrag zur Energieerzeugung, sondern integraler Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft, die Nahrungsmittel, Tierfutter und Energie in einem synergetischen Kreislauf produziert. Die Produktion für den Teller, den Trog und den Tank schließt sich nicht aus – im Gegenteil, sie ergänzen sich gegenseitig und machen die landwirtschaftlichen Ressourcen optimal nutzbar.
Auch die „Vermaisung“ der Landwirtschaft ist ein Argument, das viel diskutiert wird. Die Folge: Monokultur, Bodenerosion, Verlust von Artenvielfalt, so die Kritiker.
Es ist richtig, dass Mais lange Zeit die vorherrschende Energiepflanze für die Biogaserzeugung war. Dies liegt vor allem daran, dass Mais aufgrund seiner hohen Energiedichte und Effizienz als Substrat sehr gut geeignet ist. Dennoch haben Landwirtinnen und Landwirte selbst wenig Interesse an Monokulturen, da diese langfristig die Bodenfruchtbarkeit und damit den Ertrag mindern. Um diesen Effekten entgegenzuwirken, setzen immer mehr Betriebe auf wechselnde Fruchtfolgen und den Anbau alternativer Energiepflanzen wie Zuckerrüben, Getreide oder die Durchwachsene Silphie. Diese Pflanzen bieten ähnliche Erträge wie Mais und sorgen für Abwechslung auf den Feldern. Und das ist nicht alles: In Bayern werden neue Anbaukonzepte wie Zweikultursysteme erprobt, bei denen zwei verschiedene Energiepflanzen gleichzeitig auf einem Feld angebaut werden. Zudem nimmt der Anbau von Wildpflanzenmischungen für den Einsatz in der Biogasanlage zu. So bietet die Biogasnutzung die Chance, dass unsere Felder langfristig bunter und artenreicher werden und gleichzeitig einen wertvollen Lebensraum für Wildtiere und Insekten darstellen:
- Blühstreifen entlang von Äckern oder ganze Felder mit Gräsern und Wildblumen bieten Bienen und anderen Insekten wertvolle Futterstellen. Und nach der Blütezeit können die Pflanzenreste im Herbst für die Herstellung von Biogas genutzt werden.
- Zwischen- und Untersaaten – also spezielle Saaten, die zeitlich oder räumlich zwischen der eigentlichen Kultur ausgesät werden – tragen dazu bei, den Boden gesund und Unkräuter in Schach zu halten. Das spart Dünger und Pflanzenschutzmittel. Die Zwischen- und Untersaaten dienen zudem Insekten als Nahrungsquelle und können nach der Ernte ebenfalls zu Biogas verarbeitet werden.
Weitere Chancen von Biogas aus Wildpflanzen beschreibt der Verband Netzwerk Lebensraum Feldflur. Der Fachverband Biogas e.V. setzt sich mit dem Projekt „Farbe ins Feld“ für mehr Artenvielfalt in der Landwirtschaft und der Biogaserzeugung ein. Zudem macht der Fachverband Biogas unter dem Hashtag #blühendesleben auf das Potenzial von Biogas für mehr Artenvielfalt aufmerksam.
Ein weiteres Argument lautet, dass Biogas im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien ineffizient sei. Tatsächlich kann Biogas nicht so kostengünstig Strom erzeugen wie Windkraft oder Photovoltaik. Doch Effizienz ist mehr als nur ein Kostenfaktor. Biogasanlagen bieten eine einzigartige Flexibilität: Sie können Strom unabhängig von Wind und Wetter erzeugen, was für die Stabilität des Stromnetzes unverzichtbar ist.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Dabei wird nicht nur Strom, sondern auch die entstehende Abwärme genutzt. Normalerweise geht diese Wärme bei der Stromproduktion verloren, doch bei der KWK wird sie für nützliche Zwecke verwendet – zum Beispiel zum Heizen von Gebäuden oder für landwirtschaftliche Prozesse wie die Trocknung von Getreide. Diese doppelte Nutzung macht Biogasanlagen besonders effizient. Biogasanlagen haben einen Wirkungsgrad von bis zu 90 %. Das bedeutet, dass fast die gesamte Energie des Biogases sinnvoll genutzt wird, statt ungenutzt in Form von Wärme zu entweichen. Das macht Biogas zu einem sehr effizienten Energieträger.
Zudem können moderne Biogasanlagen ihren Strom bedarfsgerecht einspeisen, indem sie das Gas speichern und erst dann Strom erzeugen, wenn die Nachfrage hoch ist. Diese Fähigkeit, flexibel auf den Strombedarf zu reagieren, macht Biogas zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende.
Gerüche, die durch Biogasanlagen entstehen können, sind ein häufiges Anliegen in der Bevölkerung, besonders in der Nähe von Wohngebieten. Moderne Biogasanlagen sind jedoch nach strikten rechtlichen Vorgaben konstruiert, sodass sie Gerüche weitestgehend minimieren. Geschlossene Kreisläufe, Abdichtungen und hochentwickelte Luftfiltersysteme sorgen dafür, dass die Geruchsentwicklung stark reduziert wird. Ein weiterer Vorteil der Biogaserzeugung: Sie hinterlässt Gärreste. Diese können als natürlicher Dünger verwendet werden, der im Vergleich zur oft geruchsintensiven Gülle, die in der herkömmlichen Landwirtschaft eingesetzt wird, vollkommen geruchsneutral ist.
Viele Biogasanlagen befinden sich mittlerweile in der Nähe von Wohngebieten und werden dank dieser modernen Technologien von der Bevölkerung gut akzeptiert. Die Betreiber setzen zudem oft auf eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, um gemeinsam Lösungen zu finden, die eine mögliche Belastung durch Gerüche weiter reduzieren.
Es stimmt, dass die Erzeugung von Biogas-Strom anfänglich kostspieliger war als andere erneuerbare Energien. Doch die Kosten gilt es in der Gesamtbilanz zu berücksichtigen:
Biogas bietet eine Versorgungssicherheit, die andere erneuerbare Energien allein nicht gewährleisten können. Diese Zuverlässigkeit ist besonders wichtig, wenn wir in Zukunft komplett auf erneuerbare Energien setzen wollen. Die Flexibilität, Biogas einzuspeisen, hilft zudem, das Stromnetz stabil zu halten und Lücken in der Versorgung zu füllen – ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende, der den höheren Preis rechtfertigt. Und: Zusätzlich zur Stromproduktion liefern Biogasanlagen auch klimafreundliche und kostengünstige Wärme. Diese Wärme kann genutzt werden, um Wohnhäuser, Schulen, Schwimmbäder oder Turnhallen zu beheizen. Dies schafft nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern bietet auch der örtlichen Gemeinschaft eine preisstabile und nachhaltige Wärmeversorgung.
Zudem darf man die wirtschaftlichen Vorteile der Biogasbranche nicht außer Acht lassen: Deutschlandweit schafft sie 50.000 Arbeitsplätze und erzielt einen Umsatz von mehr als 13 Milliarden Euro [Stand März 2024]. Diese positiven wirtschaftlichen Effekte tragen dazu bei, die höheren Kosten von Biogas-Strom zu relativieren, und verdeutlichen, dass Biogas nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch einen wichtigen Beitrag leistet.
Was ist Biogas?
Die Biogaserzeugung ist ein eigenständiger landwirtschaftlicher Sektor. Mit 2.737 Biogasanlagen und einer installierten elektrischen Nennleistung – also der Leistung, die bei Normalbetrieb erbracht wird – von 1.473 Megawatt ist Bayern deutscher Spitzenreiter in der Biogaserzeugung [Stand März 2024].
Biogas entsteht dann, wenn organische Materialien durch Mikroorganismen zersetzt werden. Ein natürlicher Prozess, den es schon immer gab und den sich Landwirtinnen und Landwirte wie Biogasbauer Gerhard Zöls im niederbayerischen Pocking in ihren Biogasanlagen zunutze machen. Gülle, Stallmist, Ernterückstände und Futterreste fallen in der Landwirtschaft immer an. Doch statt diese Abfälle ungenutzt zu lassen, werden sie nachhaltig verwertet und in der Biogasanlage zu Biogas umgewandelt. Zudem werden Energiepflanzen speziell für die Nutzung in der Biogasanlage angebaut. Da Biogas natürlichen Ursprungs ist, gilt es als umweltfreundlichere Alternative zu Erdgas und zählt zu den erneuerbaren Energien. Damit leistet Biogas einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit und stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Die Bezeichnung „Bio“ im Namen Biogas hat übrigens keinen Bezug zur ökologischen Landwirtschaft, sondern weist auf die „biotische“ Gewinnung hin. Im Gegensatz zum fossilen Erdgas wird Biogas von Mikroorganismen gebildet.
Wie wichtig ist Biogas für die Energieversorgung von morgen?
Klimaschutz – dieses Thema rückt auf der Agenda von Franz Krah immer weiter nach oben. Der Bürgermeister der Stadt Pocking hat es in seiner eigenen, landwirtschaftlich geprägten Kommune im Landkreis Passau in den vergangenen Jahren erlebt: mehr Hitzeperioden, mehr Hagel und Starkregen als in früheren Jahrzehnten. Für den parteilosen Krah, der sein Amt seit rund 16 Jahren innehat, ist klar: „Der Klimawandel ist auch bei uns in Niederbayern angekommen. Wir müssen etwas tun.“ Zum Handeln zwingt Franz Krah auch die Bundesregierung, genauer: das Wärmeplanungsgesetz. Danach müssen alle Kommunen in Deutschland bis spätestens 2028 ein Konzept vorlegen, wie ihre Stadt oder Gemeinde ab 2045 mit Energie versorgt werden kann – und zwar klimaneutral, also allein mit Erneuerbaren Energien und mit unvermeidbarer Abwärme.
In Pockings Wärmekonzept gibt es noch etliche Fragezeichen. Eins aber ist heute schon sicher: Biogas wird auch in Zukunft ein zentrales Element im Energiemix der Stadt bleiben. Damit haben die Pockinger und ihr Bürgermeister bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Schon heute versorgt die Biogasanlage von Bauer Gerhard Zöls viele öffentliche Einrichtungen der Stadt, darunter Kindergärten, Gymnasium, Grundschule, ein Seniorenheim und das Hallenbad. Und diese Versorgung ist krisensicher. „Als Gas 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sehr teuer wurde, mussten viele Kommunen ihre Hallenbäder schließen“, erinnert sich Krah. „Wir hingegen konnten unseres weiter betreiben, zu denselben günstigen Energietarifen.“ Für Pocking bedeutete das offene Bad einen Image-Gewinn. Und auch Bauer Gerhard Zöls punktete. Denn nun verstanden alle, worin ein großer Vorteil seines Energieträgers liegt. „Der Preis von heimischem Biogas ist nicht abhängig von Weltmarktschwankungen. Er bleibt stabil“, erläutert Franz Krah.
Weiterer Vorteile von Biogas für den Bürgermeister: Anders als fossile Brennstoffe wird Biogas aus Abfällen wie Gülle und nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Und: Biogas muss nicht über weite Strecken transportiert werden. Die Biogasanlage von Bauer Zöls liegt vor den Toren der Stadt. „Für mich bedeutet Nachhaltigkeit auch immer kurze Wege. Das gilt auch für Lebensmittel“, sagt Krah. So werden beispielsweise auch die Schulen, für deren Gemeinschaftsverpflegung die Stadt zuständig ist, mit Lebensmitteln aus regionaler Erzeugung beliefert.
Ist regionales Biogas also DER Energieträger der Zukunft? Ganz so einfach ist es nicht, meint Franz Krah. „Klimaneutrale Energieversorgung ist ein sehr komplexes Thema. Jede Kommune muss schauen, was zu ihrem Standort und ihren spezifischen Bedürfnissen passt.“ Für Pockings Energiezukunft bleibe Biogas auch deshalb so wichtig, weil die Kommune landwirtschaftlich geprägt ist. Neben den Vorteilen Preisstabilität, Regionalität und nachwachsender Rohstoff kommen hier noch weitere Pluspunkte auf die Positiv-Bilanz: Biogas bietet landwirtschaftlichen Betrieben in der Region eine zusätzliche Einnahmequelle. Und: Biogas stärkt lokale Wertschöpfungsketten. Damit trägt Biogas in Städten und Gemeinden wie Pocking dazu bei, die für Bayern so typischen kleinbäuerlichen Strukturen zu sichern. Und das wiederum sichert unsere nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln von „dahoam“.
Die Möglichkeiten von Biogas sind schon heute faszinierend, doch für morgen steckt noch viel mehr Potenzial darin. Durch die Vernetzung von Biogasanlagen kann ein zusätzliches Potenzial von weiteren 1.000 Megawatt elektrischer Leistung (MWel) gehoben werden. Die Forschung arbeitet kontinuierlich daran, die Biogasproduktion zukunftsfähig aufzustellen, unter anderem durch Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Durch die Förderung von „Grüngasnetzen“ können Biogasanlagen vernetzt und das Biogas dann vor Ort in die benötigten Ausgangsstoffe (Wasserstoff, CO2, Biomethan usw.) aufbereitet und eingespeist werden.
Wie funktioniert eine Biogasanlage?
In modernen Biogasanlagen werden die Ausgangsstoffe unter anaeroben, also sauerstofffreien Bedingungen durch Mikroorganismen abgebaut und unter anderem zu Methan und Kohlendioxid umgewandelt. Je höher der Methananteil ist, desto energiereicher und damit hochwertiger ist das erzeugte Gas. Der Methangehalt wiederum hängt von den jeweiligen Ausgangsstoffen ab. Einen hohen Methangehalt haben z. B. Zuckerrübenschnitzel oder Schweinegülle. Der Kohlendioxidanteil von Biogas liegt bei 35 bis 50 Prozent. Biogas verbrennt prinzipiell klimaneutral, da das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid zuvor in den Ausgangspflanzen gebunden wurde.
- Die im Silo oder der Güllegrube gelagerte Biomasse und Bioabfälle werden zerkleinert und in einen großen luftdichten Behälter, den sogenannten Fermenter, gepumpt.
- Im Fermenter wird die Biomasse bei ca. 40°C von Mikroorganismen zersetzt.
- Es entsteht Gas, das in einer dehnbaren Folienhaube im oberen Teil des Fermenters gesammelt wird (mögliche Lagerzeit: bis zu 20 Stunden).
- Für die Sicherheit der gesamten Anlage sorgt die Mess- und Steuerungstechnik.
- Bevor das Biogas in das Erdgasnetz eingespeist werden kann, muss es getrocknet, gereinigt und entschwefelt werden. Durch eine weitere CO2 Abtrennung erhöht sich der Metangehalt auf ca. 96 Prozent. Das Biogas wird so zu Biomethan.
- In Blockheizkraftwerken (BHKW) wird mithilfe der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Strom erzeugt: Ein Motor verbrennt das Biogas, ähnlich wie bei einem Auto, das Benzin verbrennt. Dabei entsteht Wärme und der Motor wird in Bewegung gesetzt. Diese Bewegung treibt einen Generator an, der die mechanische Energie in Strom umwandelt.
- Die ausgegorenen Rückstände werden wiederum in einem eigenen Nachgärer gelagert. Sie werden als Dünger genutzt und gelangen wieder auf die Felder in den Nährstoffkreislauf.
Wofür wird Biogas verwendet?
Biogas ist ein vielseitiger Energieträger, der für die Wärme- und Stromerzeugung sowie als Kraftstoff für Fahrzeuge genutzt werden kann. Laut Umweltbundesamt ist die Biomasse aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten mit einem Anteil von knapp 50 Prozent am erneuerbaren Energiemix der wichtigste erneuerbare Energieträger [Stand 2023]. Bei der Biogasproduktion entstehen zudem Gärreste, die als hochwertige Dünger verwendet werden können. Ein weiterer Baustein einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus trägt der Anbau vielfältiger Energiepflanzen für die Biogasproduktion zur Förderung der Artenvielfalt bei. Hier eine Übersicht der vielfältigen Einsatzbereiche:
Biogas erzeugt Strom
Der Strom, der in den BHKW gewonnen wurde, wird anschließend ins Netz eingespeist und steht dann unseren Haushalten zur Verfügung. Der Vorteil von Strom aus Biogasanlagen: Er ist deutlich klimafreundlicher als Strom aus fossilen Energieträgern und erzeugt weniger als die Hälfte an CO2. Zudem ist die Stromerzeugung aus Biogas witterungsunabhängig und kann flexibel eingesetzt werden. Durch die Lagerung in speziellen Speichern, die je nach Größe das Gas mehrere Stunden lang halten können, lässt sich Biogas flexibel produzieren und nutzen. So können Schwankungen in der Stromproduktion aus Sonnen- und Windkraft ausgeglichen werden und Biogas sorgt für Stabilität im Stromnetz der erneuerbaren Energien – ein entscheidender Vorteil und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Energiewende. Aktuell erzeugen knapp 10.000 dezentrale Anlagen in Deutschland Biogas. Sie liefern Strom für fast 10 Millionen Haushalte [Stand März 2024].
Biogas bietet heute schon faszinierende Möglichkeiten, doch das Potenzial für die Zukunft ist enorm. Eine bedeutende technologische Entwicklung der letzten Jahre sind sogenannte Satelliten-Blockheizkraftwerke. Diese kleinen dezentralen BHKW sind direkt am Standort des Wärmebedarfs (z. B. in Wohnsiedlungen oder Industrieanlagen) positioniert und über eine Gasleitung mit einer Biogasanlage verbunden. Dort wird das Gas in Wärme und Strom umgewandelt. Dies minimiert Wärmeverluste, die bei langen Transportwegen durch Wärmenetze entstehen würden. Solche Konzepte steigern die Effizienz der Energieversorgung und machen die Nutzung von Biogas noch wirtschaftlicher und ökologisch sinnvoller.
Biogas erzeugt Wärme
Als Nebenprodukt der Stromerzeugung fällt Wärme an. Diese Abwärme nutzen Landwirtinnen und Landwirte zum einen direkt vor Ort, beispielsweise um den Fermenter der Biogasanlage zu beheizen oder die eigenen Wohngebäude und Stallungen mit Wärme zu versorgen. Darüber hinaus kann die Abwärme Gewächshäuser beheizen und landwirtschaftliche Güter wie Getreide und Futtermittel trocknen. Wärme aus Biogas kommt aber auch der Nachbarschaft zugute: Über ein Nahwärmenetz liefern Biogasanlagen preiswerte und regenerative Heizenergie für örtliche Wohnhäuser, Schulen, Turnhallen, Schwimmbäder, Krankenhäuser oder Kindergärten. Aktuell bietet Biogas sichere und preiswerte Wärme für 2 Millionen deutsche Haushalte. 85% der erneuerbaren Wärme kommt aus Biomasse [Stand März 2024]. Damit trägt das Biogas zur preisstabilen, regionalen Wärmeversorgung bei.
Biogas schafft Mobilität
Biogas kann nicht nur Strom und Wärme erzeugen, sondern auch als Kraftstoff für Fahrzeuge dienen. Dazu wird das Biogas zunächst aufbereitet, indem CO2 und Verunreinigungen entfernt werden, um hochwertiges Biomethan zu gewinnen. Dieses Biomethan wird dann entweder direkt an Biogasanlagen „getankt“ oder über das Erdgasnetz zu Tankstellen transportiert. Fahrzeuge, die mit Erdgas betrieben werden, können problemlos auf Biomethan umsteigen. Im Straßenverkehr kann zu Biomethan aufbereitetes Biogas genauso wie Erdgas als emissionsarmer Kraftstoff für PKW- und Schwerlastverkehr genutzt werden – aktuell bieten fast alle der knapp 700 Erdgastankstellen in Deutschland bereits 100% Biomethan an. Mehr dazu hier.
Biogas liefert Dünger
Bei der Biogaserzeugung entstehen auch so genannte Gärreste, die Überbleibsel der vergorenen Ausgangsstoffe. Diese stecken voller Nährstoffe, daher lässt sich aus ihnen ein hochwertiger, vollkommen natürlicher, geruchsneutraler Dünger herstellen. Stickstoff, Phosphat und Kalium unterstützen das Pflanzenwachstum, fördern die Humusbildung und verbessern die Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Der Dünger gibt dem Boden genau die Nährstoffe zurück, die ihm die Pflanzen während des Wachstums entzogen haben – ein Kreislauf!
Durch die Nutzung von Gärresten als Dünger wird der Bedarf an synthetischen Düngemitteln reduziert und die natürlichen Ressourcen geschont. Dies trägt nicht nur zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit bei, sondern minimiert auch die Belastung von Grund- und Oberflächenwasser durch Überdüngung. In Bayern unterstützen Biogasanlagen somit die nachhaltige Landwirtschaft und leisten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung.
Insgesamt ermöglicht Biogas Einsparungen von mehr als 21 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr in den Bereichen Strom, Wärme, Kraftstoff und Landwirtschaft.
Biogas: Wegbereiter für eine nachhaltige Energiezukunft
Die Entwicklungen in der Biogastechnologie sind nicht nur für Bayern, sondern für ganz Europa von herausragender Bedeutung. Deutschland nimmt eine Schlüsselposition in der Biogasproduktion ein und ist international als Technologieführer anerkannt. Mit der Produktion von über 50 % des gesamten Biogases in Europa und einem beeindruckenden Exportwert von 2,5 Milliarden Euro in mehr als 120 Ländern, zeigt Deutschland, wie essenziell Biogas für die globale Energiewende ist.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Technologie in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird und welchen Einfluss sie auf die globale Energiezukunft haben kann.