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Zuckerrübenbauer Stephan: Ein ganz besonderes Zuckerl

„Ein Paket Kristallzucker ist fix gekauft. Von der Aussaat der Zuckerrübe bis zum fertigen Endprodukt im Supermarkt geht es dagegen nicht ganz so schnell“, sagt Ackerbauer Stephan Bissinger mit einem Augenzwinkern. Der 39-jährige Landwirt bewirtschaftet einen rund 100 Hektar großen Betrieb in Ichenhausen im bayerischen Schwaben. Neben Zuckerrüben, die rund 12 Hektar der Fläche beanspruchen, baut der Hackfrucht-Spezialist auch Kartoffeln und Rote Beete an. Der Weg zum Vollzeit-Landwirt verlief allerdings weniger gerade, als man eigentlich annehmen könnte. Statt direkt in den väterlichen Betrieb einzusteigen, studierte der Sohn zunächst Agrarmarketing in Weihenstephan. Seine Karriere führte ihn anschließend über die BayWa bis zum Traktorenhersteller Same Deutz, für den Bissinger als Marketingleiter sogar nach Italien ging – bis die größer werdende Familie ihn sanft, aber nachdrücklich nach Hause zurückzog. 

Überbetriebliche Arbeitsorganisation

Lebensgefährtin Felicitas und die beiden Söhne Jakob und Konstantin freuen sich, dass Stephan Bissinger jetzt wieder mehr zuhause ist. Das Besondere beim Anbau der Zuckerrübe: Hier wird ein Großteil der Arbeit überbetrieblich organisiert. Zusammen mit seinen Mitarbeitern und den Kollegen vom Maschinenring, einer Gemeinschaft von Landwirten, stemmt Stephan Bissinger die Arbeit. Sowohl die Aussaat als auch die Ernte und die Lieferung in die Zucker-Fabrik erfolgen mit Gemeinschaftsmaschinen. Lediglich um den – recht aufwändigen – Pflanzenschutz kümmert sich der Ackerbauer selbst. Unterstützt wird er dabei durch eine spezielle Software, die er nebenberuflich selbst vertreibt. Mit ihrer Hilfe weiß Stephan Bissinger jederzeit, welche Pflegemaßnahme auf welchem „Schlag“ – wie die einzelnen Äcker genannt werden – gerade ansteht. Dabei kommt nicht nur die satellitengestützte Navigation mit GPS zum Einsatz, sondern auch die Echtzeitkinematik (RTK). Mit ihr ist eine zentimetergenaue Saat und Pflege möglich.

Anbau mit System

Die Zuckerrüben sind auf dem Hof von Stephan Bissinger Teil einer Fruchtfolge, zusammen mit Winterweizen, Kartoffeln und gelegentlich etwas Mais. Die Rüben benötigen zum Gedeihen einen sehr nährstoffreichen Boden – sie stehen daher nur alle vier Jahre auf demselben Fleck. „Die optimalen Voraussetzungen muss man bereits nach der Vorfrucht schaffen und erhalten“, sagt der Experte. „Das heißt, man darf den Boden nur anfassen und bearbeiten, wenn er gut abgetrocknet ist.“ Im zeitigen Frühjahr, ab Mitte März, wird gesät. In den folgenden Monaten liegt dann der Schwerpunkt darauf, die Zuckerrüben unkrautfrei zu halten. Dies ist wichtig, da die junge Pflanze nicht sehr konkurrenzstark ist. Die Maßnahmen erfolgen sowohl mechanisch durch eine Hacke am Schlepper oder die Handhacke als auch durch den integrierten Pflanzenschutz. 

September ist Erntezeit

Ab Mitte September wird es dann ernst auf Stephan Bissingers Rübenäckern: Jetzt beginnt die Ernte. Dazu wird über den Maschinenring eine Rodemaschine per E-Mail oder App mit den entsprechenden GPS-Daten aufs Feld gesendet, die die Rüben erntet und am Feldrand ablegt. Ein moderner Rübenroder erntet etwa einen Hektar Zuckerrüben pro Stunde ab. Das entspricht je nach Ertrag zwischen 80 und 100 Tonnen Zuckerrüben. Verladen werden die Feldfrüchte mit einer sogenannten Verlademaus: Sie nimmt die Zuckerrüben am Feldrand auf, reinigt sie von Schmutz und Blättern und transportiert die „reinen“ Rüben dann mit Förderbändern direkt auf den LKW. Mit dieser Maschine ist ein LKW mit 27 Tonnen Ladekapazität in wenigen Minuten befüllt. Anschließend wird die Ladung direkt in die Zuckerfabrik nach Rain am Lech zur Verarbeitung gebracht.

Alltag? Gib es nicht.

Bei Stephan Bissinger gibt es keinen typischen Arbeitstag – zu verschieden gestalten sich die Aufgaben rund ums Jahr. Doch die morgendliche Feldrunde mit dem Auto oder Fahrrad ist natürlich Pflicht. Beim Begutachten der Kulturen entsteht der Plan für den weiteren Tag. Die Pflegemaßnahmen müssen nämlich genau auf das Wachstum der Pflanzen, das Wetter und die Menge an Unkräutern abgestimmt werden. Umwelt- und Naturschutz liegen Stephan Bissinger besonders am Herzen. Daher zieht der Landwirt auch regelmäßig Bodenproben, die er vom Labor untersuchen lässt – aus den Ergebnissen wird unter anderem die Dünge-Planung für das nächste Jahr erstellt. „Da jeder Standort unterschiedlich ist, haben wir so die Gewissheit, dass die Pflanze im nächsten Jahr optimal versorgt wird und nicht zu viele Nährstoffe ausgebracht werden“, erklärt der Ackerbauer.

Im Einklang mit der Natur

Stephan Bissinger macht keine halben Sachen: Wenn es um den Naturschutz geht, bringt er sich daher auch in die Forschung ein. Sein Schwerpunkt ist der Erosions- und Gewässerschutz, der Betrieb ist als Demonstrations-Betrieb von der Landesanstalt für Landwirtschaft in ein entsprechendes Netzwerk eingebunden. Auf seinen Feldern finden sich viele Erosionsschutzstreifen und Blühflächen, um Bodenabträge zu minimieren und die Auswaschung von Nährstoffen in die Gewässer zu verhindern sowie Lebensräume für Insekten und wilde Tiere zu schaffen. Auch ein perfekter Pflanzenschutz – zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Dosis – trägt zum Umweltschutz bei. Stephan Bissinger ist genau darauf spezialisiert und übernimmt deshalb auch Pflanzenschutzmaßnahmen auf den Feldern seiner Kollegen.

Auf den Geschmack gekommen

Die rohen Rüben schmecken angenehm, aber deutlich süß. Wie viele Rüben braucht man eigentlich für ein Kilo Zucker? „Bei einem Zuckergehalt zwischen 17 und 20 Prozent sind es etwa fünfeinhalb Kilo“, verrät Stephan Bissinger, „oder drei bis vier Stück“. Macht der Umgang mit den süßen Rüben etwa Appetit auf mehr Zucker im Alltag? „Ich trinke meinen Kaffee am liebsten mit zwei Stück Zucker“, sagt Stephan Bissinger schmunzelnd. „Und am allerliebsten gemeinsam mit meiner Familie. „Der dynamisch wirkende Landwirt ist dennoch auf den Geschmack gekommen – zumindest, was die Berufswahl angeht. Sein Fazit nach einigen Jahren als Vollzeit-Landwirt: „In keinem anderen Job kann man Arbeit und Familie besser miteinander verbinden!“

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