Milchregion Allgäu

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Früher war das Allgäu für seinen großflächigen und blau blühenden Flachs (blaues Allgäu) bekannt. Heute ist die Region DAS Milchland – konkret: das älteste geschlossene Milchwirtschaftsgebiet Deutschlands. Seit über 180 Jahren wird hier Milch produziert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Stellenwert der Milcherzeugung deutlich angestiegen. Verantwortlich dafür war vor allem der Bauer und Agrar-Reformer Carl Hirnbein, der auf dem Hof seines Vaters schon früh mit der Milch- und praktischen Landwirtschaft in Berührung kam. Er war es, der frühzeitig erkannte, dass das Allgäu aufgrund seiner weniger fruchtbaren Böden nicht viel länger vom Flachsanbau leben könnte. Und so strebte er die wirtschaftliche Umwandlung vom Ackerbau zur Milchwirtschaft inklusive Käseproduktion an. Hirnbein studierte insbesondere die Käseherstellung in Belgien und der Schweiz und führte die Verfahren zur Produktion von Weichkäse sowie Emmentaler auch in seiner Heimat erfolgreich ein – der berühmte Allgäuer Emmentaler hat hier seinen Ursprung. In Hirnbeins Heimatsort Missen-Wilhams wurde ein Museum (Link) nach ihm benannt, das den Besuchern die Geschichte des Allgäus und des Allgäuer Käse näherbringt.

Das Allgäu geografisch

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Man könnte sagen: Das Allgäu fängt da an, wo der rentable Getreideanbau aufhört. Im Osten und im Süden begrenzt der Lech das Allgäu. Im Westen und im Norden verläuft die Grenze etwa entlang der Linie Scheidegg, Wangen, Memmingen und Kaufbeuren bis nach Schongau. Anders ausgedrückt: Das Allgäu ist da, wo braune Kühe, grüne Wiesen und die typischen Grasberge das Landschaftsbild prägen. Den Kern der Region bilden die bayerischen Landkreise Oberallgäu und Ostallgäu. Der südlichste Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, Teile des baden-württembergischen Landkreises Ravensburg zusammen mit Teilen des bayerischen Landkreises Lindau gehören als Westallgäu dazu. Das in Österreich liegende Kleinwalsertal wird wegen der fehlenden Anbindung zum eigenen Land teilweise zum Allgäu gezählt. Die Allgäuer Alpen liegen als südliche Grenze des Allgäus ebenfalls etwa zur Hälfte in Österreich.

Milchwirtschaft und Kulturlandschaft

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Ein großer Teil der Allgäuer Bevölkerung lebt direkt oder indirekt von der Milchwirtschaft: Die Arbeitsplätze verteilen sich auf die landwirtschaftliche Produktion, die Verarbeitung, den Vertrieb, die Gastronomie und den Einzelhandel. Auch der Tourismus profitiert vom „Milchland Allgäu“. Denn was gut für die Milchqualität ist, erfreut auch die Gäste: saftige Wiesen, grünen Wälder, glasklare Seen. Im Winter locken schneebedeckte Berge Wintersportler und Wanderer an. Als besondere Attraktion gelten die „Viehscheide“ im Herbst. Bei dieser Allgäuer Tradition wird das Braunvieh nach der Sommerfrische von den Sennalpen zurück ins Tal getrieben und wieder an seine Besitzer verteilt. Zünftige Volksfeste begleiten dieses jährlich wiederkehrende Ereignis. Die Alpwirtschaft ist übrigens nicht nur wirtschaftlich von großer Bedeutung – sie hat auch Einfluss auf den Erhalt der Kulturlandschaft. Denn die Beweidung und Pflege der Alpböden verhindert die Erosion der Böden.

Braunes Fell und Kulleraugen

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Bereits ab 1.059 n. Chr. soll das Vieh im Sommer auf die Alpen getrieben worden sein. Seitdem haben sich Arbeitsweise und Aufwand kaum verändert. Auch heute noch arbeiten die Hirten zumeist von Hand. Alpen ohne Stromversorgung sind keine Seltenheit. Rund 50 dieser Sennalpen beheimatet das Allgäu. Und mit ihnen auch das anmutige Braunvieh mit den schwarzen Kulleraugen, von dem das „weiße Gold“ des Allgäu stammt. Das auf den Alpen „gesömmerte“ Jungvieh gilt übrigens als besonders robust. Schließlich trotzt es Wind und Wetter, lebt den ganzen Sommer über von Quellwasser, fettem Gras, würzigen Kräutern und frischer Bergluft. Bei der Zucht des Braunviehs wird großer Wert auf die Inhaltsstoffe der Milch, besonders den Eiweißgehalt, gelegt.

Tradition mit geschütztem Ursprung

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Heute ist der wichtigste Allgäuer Käse, der Allgäuer Emmentaler, ein Produkt mit „geschützter Ursprungsbezeichnung“ (g.U.) und damit nach dem Recht der Europäischen Union eine regionale Spezialität. Allgäuer Emmentaler g.U. darf nur in der Region Allgäu hergestellt werden. Strenge Kriterien in der Fütterung, Milcherzeugung, Milchverarbeitung und Lagerung müssen erfüllt werden. Regelmäßige Kontrollen eines staatlich zugelassenen Prüfinstitutes garantieren die Qualitätskriterien. Die Produktion des typischen Allgäuer Bergkäs´ findet meist in Kleinbetrieben direkt auf den Sennalpen oder in wenigen Talkäserein statt, denn kurze Wege nützen der Qualität und der Umwelt gleichermaßen. Der „Allgäuer Sennalpkäse“, der nach traditionell-handwerklichen Methoden hergestellt wird, gilt als eine DER Spezialitäten des Allgäus.