Knoblauchsland Franken
Das Knoblauchsland ist eines der größten zusammenhängenden Anbaugebiete Bayerns. Es liegt im Städtedreieck zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen und verfügt über eine Anbaufläche von ca. 1.900 Hektar Freiland sowie ca. 95 Hektar Unterglasanbau. Vor allem die leichten Sandböden ermöglichen lange Anbauzeiten und bieten bei optimalem Klima und gezielter Bewässerung ideale Voraussetzungen. „Die leichten Sandböden ermöglichen lange Anbauzeiten“, weiß Gemüsebauer Peter Höfler.
Bäuerliche Familienbetriebe, wie der der Höflers, kennzeichnen die Agrarwirtschaft im Knoblauchsland, wobei die durchschnittliche Betriebsgröße bei etwa 15 Hektar liegt. Den Namen hat das Gebiet in Franken bekommen, weil hier früher besonders viele Zwiebeln gezüchtet und von dort in andere Landstriche exportiert wurden. Hinweise auf die Namensherkunft gibt das Wachstafelzinsbuch des Burggrafentums Nürnberg von 1425.
Knapp 600 Jahre später sind Zwiebeln, Knoblauch und Lauch hier zwar immer noch vertreten, der Gemüseanbau hat sich inzwischen jedoch vervielfältigt. Sowohl in Treibhäusern als auch im Freiland werden hier ebenso Blumen, Gurken, Paprika, Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Spinat, Tabak, Wirsing, Zucchini, Auberginen, Tomaten, zahlreiche Salatsorten und vor allem der beliebte Spargel angebaut. Die Entwicklung und Veränderung des Anbaues ging mit der Begründung des Wasserverbandes Knoblauchsland einher, der für die Beregnung der Anbauflächen sorgt.
Landwirtschaft 2.0
Geht es nach Peter Höfler befindet sich das Knoblauchsland in einem Umbruch: „In unseren Kulturen unter Glas hat längst ebenso die Digitalisierung Einzug gehalten wie beim satellitengesteuerten Schlepper auf dem Feld.“
Die Vertriebswege der Gemüsebauern sind unterschiedlich. Es gibt sehr viele Direktvermarkter und Zulieferer von Wochenmärkten oder auch dem Nürnberger Großmarkt. „Wir haben aber auch Betriebe, die direkt den Einzelhandel und die Discounter beliefern. Und über unsere gemeinsame Absatzgenossenschaft Frankengemüse bedienen wir sogar eine Online-Plattform“, sagt Höfler.
Spezialisierung macht das Knoblauchsland speziell
Ein weiterer Trend im Frankenland: Spezialisierung. Bestes Beispiel sind die Tomaten. Ein Gemüse, das häufig weite Transportwege, wie aus Spanien, zurückgelegt. „Es fehlt oft das Verständnis für weitgereistes Gemüse“, sagt Höfler und erwähnt die große Nachfrage nach regionalen Produkten. Deswegen gibt es im Knoblauchsland Familienbetriebe, die spezialisierten Tomatenanbau betreiben und bis zu 16 verschiedene Sorten anbauen.
Als erster Betrieb in Bayern und größter in Deutschland baut ein Betrieb fingergroße Snack-Paprika an. Sie schmecken süß, haben besonders wenig Kerne, dafür aber viel Vitamin C und sind extra knackig. Auf 20.000 Quadratmetern wachsen rund 50.000 Paprika-Pflanzen. Der Familienbetrieb hat sich spezialisiert und profitiert nun vom gefragten roten, gelben und orangenen Mini-Gemüse. Im Supermarkt sind sie als Franken- oder Bayern-Minis die Verkaufsschlager. Auch der Anbau von Mini- Gurken hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Gemüse und noch viel mehr
Wenn man einen Ausflug ins Knoblauchsland plant, sollte man aber nicht nur die vielen Gemüsefelder auf dem Plan haben. Die mittelalterliche Wehrkirche St. Georg in Kraftshof, der ehemalige patrizische Herrensitz Schloss Neunhof und seine Gartenanlage, der Irrhain in Kraftshof, der ein Versammlungsort des Pegnesischen Blumenordens war und das Schloss Grossgründlach mit barocker Garten- und Parkanlage sollte man sich als Besucher nicht entgehen lassen.
Gefährdung durch Verstädterung
Die drei großen Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen dehnen sich immer weiter aus. Aufgrund der Urbanisierung ist das Anbaugebiet immer wieder bedroht, seinen ländlichen Charakter zu verlieren. In den 1970er Jahren hat das Knoblauchsland bereits einige Flächen verloren, weil größere Gewerbegebiete angesiedelt wurden. In den 1990er Jahren konnten Landwirte und betroffene Bürger erfolgreich gegen weitere Baumaßnahmen protestieren. Seitdem hat die Errichtung einer neuen Autobahnausfahrt und der Bau eines großen Möbelhauses das Knoblauchsland weiter schrumpfen lassen. Der jüngste Streitpunkt in Franken ist der Bau einer S-Bahn von Nürnberg über Fürth und Erlangen nach Forchheim.