Biosphäre Rhön
Die rund 1.500 Quadratkilometer große Rhön liegt exakt im Grenzbereich der Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen. Sie liegt in der Mitte Deutschlands und ist auch im Hinblick auf ihre Höhe ein klassisches Mittelgebirge. Einst erhoben sich hier eindrucksvolle Berge aus vulkanischem Gestein. Der vulkanische Ursprung des Höhenzugs ist vielerorts noch heute sicht- und erlebbar. Durch Erosion hat die Rhön mittlerweile aber einen Großteil ihrer Imposanz eingebüßt. Die Wasserkuppe stellt mit 950 Metern ü. NN die größte Erhebung dar. Der Berg mit der markanten Wetterstation ist zudem der höchste Gipfel Hessens und ein beliebtes Ausflugsziel.
Vielfalt der Namen
Woher die Rhön ihren ungewöhnlichen Namen hat, ist bis heute ungeklärt. Man nimmt an, dass der Begriff auf das altnordische bzw. altgermanische „hraun“ für „steiniges Land, Geröllfeld“ zurückgeht, speziell in Island verband man damit wohl Vulkangestein. Das Wort gehörte einmal zum Wortschatz der frühen germanischen Siedler, verschwand später jedoch daraus. Die Geschichte der Rhön ist jedoch noch älter: Schon die Kelten siedelten hier. Und den Römern war das Gebiet unter dem Namen „Buchonia bekannt, einem Begriff, der so viel wie Hügelland bedeutet. Bedeutend jünger ist die wohl die romantischste Bezeichnung für die Rhön: „Das Land der offenen Ferne“. Die oft unbewaldeten Hügel geben den Blick frei, wie es nur wenige Mittelgebirge erlauben. Kein Wunder also, dass viele Besucher das Wandern in der Rhön nicht nur auf Grund des ausgebauten Wege-Netzes genießen, sondern vor allem wegen der unglaublichen Aussicht.
Alle Akteure unter einem Dach
Seit 1991 liegt der Hauptteil der Rhön im gleichnamigen Biosphärenreservat. In dieser von der UNESCO initiierten Modellregion sollen die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Region mit den ansässigen Interessengruppen in Einklang gebracht werden. Letztlich soll dadurch die Vielfalt des Lebensraums nachhaltig gesichert werden. Diesem Zweck dient ein gemeinsames Regionalmarketing ebenso wie die Einteilung der Rhön in die für Biosphärenreservate typischen Zonen: Kernzonen (jegliche direkte Nutzung wie Landwirtschaft ist verboten), Pflegezonen (ausschließlich schonende Landnutzung) und Entwicklungszonen (Dörfer und Städte).
Vielfalt und Reichtum
Die Rhön ist eine der artenreichsten Regionen Deutschlands. Insbesondere das Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten unterstreicht ihre Ausnahmestellung. Seltene Pflanzen wie der Alpen-Milchlattich, die Breitblättrige Glockenblume und das Silberblatt fühlen sich hier besonders wohl. Bei den Tieren stellt die Alpenspitzmaus eine Besonderheit dar. Doch auch größere Säugetiere wie Rehe, Wildschweine, Dachse oder sogar Waschbären sind in der Rhön zu finden. Auch wenn der ursprünglich typische Buchen-Urwald in vielen Teilen zurückgedrängt wurde, prägt er nach wie vor die Landschaft.
Schwarz-weißer Glücksbringer
Das wohl bekannteste Tier – und so etwas wie das Maskottchen der Region – ist das Rhönschaf. Es ist leicht am typischen, schwarzen Kopf zu erkennen. Das Rhönschaf liefert nicht nur ein zartes, mild-würziges Fleisch, sondern pflegt auch auf traditionelle Weise die Kulturlandschaft der Rhön. Das hornlose Schaf gilt als eine der ältesten Nutztierrassen Deutschlands. Sein Bestand ging ab Ende des 19. Jahrhunderts deutlich zurück. Mittlerweile haben sich die Zahlen aber wieder, nicht zuletzt im Zuge des Regionalmarketings, erholt. Und die Liebe der Rhönbewohner zu ihrem Schaf geht sehr weit. So war es etwa schon Teil eines kuriosen Rechtsstreits, als es um die richtige Färbung der Comicfigur „Rhönhilde“ ging.
Streuobst und Skifahrer
Wirtschaftlich steht die Rhön auf mehreren Füßen: Neben der traditionell bedeutungsvollen Forstwirtschaft gibt es eine lange Tradition in der Porzellanfertigung, der Korkverarbeitung, im Brauereiwesen und in diversen Bergbauarten, etwa dem Abbau von Kali. In der Landwirtschaft sind neben der Schafzucht vor allem weiträumige Streuobstwiesen typisch für die Rhön. Daneben nimmt der Tourismus einen immer größeren Stellenwert ein. Kulturliebhaber können Fulda oder Meiningen erkunden, während Naturfreunde die Landschaft mit ihrem bestens ausgebauten Netz an Wanderwegen genießen. Und im Winter kommen sogar Skifahrer auf ihre Kosten – vorausgesetzt, es fällt genug Schnee.