„Wir sind Teil einer großen Transformation“

Der Verein milch.bayern ist der freiwillige, privatwirtschaftlich organisierte Zusammenschluss der bayerischen Milch- und Molkereibranche. Seine Mitglieder repräsentieren über 90 Prozent der in bayerischen Molkereien angelieferten Milch.

Claudia Weiß, Geschäftsführerin von milch.bayern, spricht mit uns über die Bedeutung der Milchwirtschaft für Bayern – und über die Transformation, in der sich die Branche befindet.

Sie vertreten einen Verband, dem vor allem Molkereien angehören. Warum unterstützen Sie einen Verein, der sich vor allem für Landwirt:innen engagiert?

Der Verein „Unsere Bayerischen Bauern“ leistet seit vielen Jahren für die gesamte bayerische Landwirtschaft sehr wertvolle Kommunikationsarbeit hin zum Endverbraucher. Für die Milchwirtschaft, einer der bedeutendsten Zweige der Landwirtschaft, und unsere Molkereien ist diese Expertise sehr bedeutsam. Entlang der ganzen Lieferkette gibt es sehr hohe Qualitätsstandards, Know-how und viel Leidenschaft aller beteiligten Personen. Durch unser Engagement wollen wir noch mehr Einblicke hinter die Kulissen geben und Hintergründe aufzeigen.

In Bayern gibt es besonders viele Milchkühe. Warum? 

Bayern bietet ideale topologische und klimatische Bedingungen für die Milchproduktion. Traditionell gibt es hier – prozentual gesehen im Vergleich zu anderen Bundesländern – viel Grünland. Die Berggebiete werden zusätzlich durch die Almwirtschaft genutzt, und auch hier wird Butter und Käse erzeugt. Das Milchvieh hat schon immer dabei geholfen, Landschaften offen zu halten und sie so zu bewahren, wie man sie heute im Landschaftsbild kennt und auch in seiner Freizeit in den Bergen schätzt. Das für uns nicht essbare Gras wird als Futter für Rinder in die wertvollen Lebensmittel Milch und Fleisch für den Konsumenten transformiert.

Mehr Umwelt- und Klimaschutz, mehr Tierwohl: Wie begegnen Bayerns Molkereien und Milchviehbetriebe den steigenden Erwartungen von Politik und Gesellschaft? 

Die Gesellschaft und ihre Werte befinden sich aktuell in einem starken Wandel. Wir sind Teil einer großen Transformationsgeschichte. Das sehe ich zwar als eine sehr große Herausforderung, aber auch als Chance. Ich erlebe täglich, wie sehr sich die Branche mit den Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl auseinandersetzt. Sowohl auf der Erzeugerebene als auch bei unseren verarbeitenden Molkereien. Als Verband unterstützen wir Projekte zur Klimabilanzierung, begleiten neue Nachhaltigkeitsstandards und fördern den Einsatz von erneuerbarer Energie sowie umweltfreundliche Verpackungen.

Wie können Verbraucher:innen dazu beitragen, dass sich die Milchwirtschaft nachhaltig weiterentwickelt?

Verbraucher:innen können durch Ihr Konsumverhalten und die Art der Mediennutzung entscheidend einwirken. An der Stelle will ich nochmal dringend appellieren weitverbreitete Posts im Netz immer nach deren Quelle und Richtigkeit zu prüfen, bevor sie geteilt oder kommentiert werden. Uns als Verband ist vor allem eine wissenschaftsbasierte Argumentation zur Sicherung und Entwicklung einer nachhaltigen Milchwirtschaft wichtig.

Was sagen Sie Menschen, die Sie fragen, ob man heute überhaupt noch Milch und Milchprodukte konsumieren darf?

Milch- und Milchprodukte gehören seit 100.000 Jahren zu einer ausgewogenen Ernährung. Dieses naturreine Urprodukt hat die Evolution und die Entwicklung des Menschen immer schon begleitet und gefördert. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch die DGE empfiehlt dieses wertvolle Lebensmittel als wichtigen Bestandteil bei der täglichen Ernährung. Nachweislich fördern die vielen Vitamine, Mineralstoffe und Inhaltsstoffe in ihrer natürlichsten Form die Gesundheit.

Die dazugehörige Tierhaltung wird ständig nachhaltig weiterentwickelt und ist essenziell wichtig für unser Ökosystem. Außerdem ist Fakt: Der Milchkuh ist es noch nie so gut gegangen wie heute!

Jeder soll die Ernährung wählen, die er am besten für sich hält. Für mich sind aber für eine gesunde und ausgewogene Ernährung Milchprodukte und Käse ein unersetzlicher Bestandteil.

Welche Bedeutung haben heimische Milch und Milchprodukte für Bayern? 

Die Milchwirtschaft ist das wirtschaftliche Rückgrat für viele bäuerliche Familien in Bayern. Unsere Molkereien nehmen täglich große Mengen der hier erzeugten Milchmengen auf und verarbeiten sie dann zu Milchprodukten in höchster Qualität bei höchsten, kontrollierten Standards. Dafür ist Bayern auch weit über die Grenzen hinaus bekannt.

Die Milchwirtschaft in Bayern leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der kleinbäuerlichen Strukturen in Bayern, zu Landschaftspflege, zur Versorgungssicherheit mit einem gesunden Lebensmittel und zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft rund um Mensch, Tier und Pflanze.

Und was bedeutet die Milchwirtschaft für Sie persönlich?

Ich betrachte die Milchwirtschaft als einen wesentlichen Teil meiner Umgebung und meiner Lebensqualität. Ich kann mir kein bayerisches Landschaftsbild ohne Kühe und keinen Hofladen und Supermarkt ohne deren Produkte vorstellen.

Ergänzen Sie bitte diese Satz: „Bayern ohne Milchkühe…“

… ist wie eine Erdbeertorte ohne Sahne, wie Sommer ohne Eiscreme. Aber vor allem ein Bayern ohne die Vielfalt an tollen, schmackhaften und gesunden Milchprodukten, die hier vor Ort jeden Tag von vielen hochmotivierten und gut ausgebildeten Menschen mit großer Leidenschaft hergestellt werden.