Straußenfarmer Horst: Er hat seine Nische gefunden
Lange kräftige Beine, ein ebenso langer und kräftiger Hals – und ein flauschiges Federkleid in der Mitte. Strauße geben auf den ersten Blick ein ungewohntes Bild ab – vor allem, wenn sie sich auf saftigen bayerischen Wiesen tummeln. Doch tatsächlich gibt es auch im Freistaat Farmen, auf denen die exotischen Tiere gezüchtet werden. So wie auf der Straußen-Farm von Familie Engelhardt im Donaumoos. Hier werden die Tiere schon seit bald 30 Jahren gehalten. Vorher gab es auf dem Hof Milchvieh und Mastbullen. Horst und Susanne Engelhardt haben damals ganz bewusst nach einer Alternative zu herkömmlichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen gesucht, nach einer Nische, die auch auf lange Sicht eine Nische bleibt.
Heute leben um die 700 Strauße auf der Farm der Engelhardts, gemeinsam mit asiatischen Zwerghängebauchschweinen, Kaninchen und Meerschweinchen, Hunden, Katzen, Schafen, Pferden und Ponys. Auch einen Hofladen gibt es. Schulkinder oder andere Gruppen können den Hof im Rahmen einer Führung erkunden. Wenn es auf der Farm hoch hergeht, helfen auch die fünf Kinder des Ehepaares mit. „Ich bin immer wieder stolz drauf, dass alle auf dem Hof mitziehen“, erklärt Horst Engelhardt.
Zuerst war das Ei da. Oder die Henne?
Straußenhennen legen von März bis August Eier in ein Nest, das der Straußenhahn vorher dafür angelegt hat. Ein Hahn kann sich immer über die Gesellschaft mehrerer Hennen freuen. Und diese legen dann maximal jeden zweiten Tag ein Ei. Die Eier mit der massiven Schale wiegen zwischen 1,2 und 2 Kilogramm. Nach einer Brutzeit von 42 Tagen schlüpfen die Küken und bleiben dann erst einmal ein paar Tage im warmen Stall. Sie können von Anfang an laufen und wiegen bereits 1 Kilogramm. Und der Straußenfarmer ist auch nach so langer Zeit immer noch begeistert: „Es ist immer wieder faszinierend, wenn die Küken schlüpfen. Wie so ein kleines Lebewesen aus so einem Ei herauskommt.“ Trotzdem sind die Brut und die Kükenaufzucht die größte Herausforderung bei der Straußenhaltung. „Die Kleinsten machen die meiste Arbeit“, schmunzelt der Bauer. Ab der dritten Lebenswoche wachsen die Strauße sehr schnell und erreichen schon nach 10 bis 12 Monaten die Größe ihrer Eltern. Dann wechseln sie auch ihr braunes Gefieder und man kann die schwarzen Hähne von den braunen Hennen unterscheiden.
Geschmackssache
Wenn der Straußenfarmer in den Stall kommt und seine Tiere füttert, führen diese freudige Tänze auf. „Sie erkennen einen. Und es gibt auch Leute, die sie nicht mögen“, erklärt der Experte.
Strauße fressen ähnliche Dinge wie Kühe. Weidegras, Grassilage, Heu, Getreideschrot, Maissilage oder Ackerbohnen. Und als besondere Zugabe: Kieselsteine. Kein Witz – da Strauße keine Zähne haben und ihre Nahrung nicht kauen können, schlucken sie Steine, die im Magen das Futter zermahlen. Diese Steine bekommen die Strauße auch schon als Küken, zusammen mit speziellem Kükenfutter.
Fleisch
Strauße sind mit ihren langen Hälsen nicht nur hübsch anzusehen, ihr Fleisch ist auch eine echte Delikatesse. Ihr Schlachtalter erreichen die Tiere mit 15 bis 18 Monaten. Strauße sind nachhaltige Nutztiere, die sich nahezu vollständig verwerten lassen. Ihre Haut wird zu Leder gegerbt, die Federn zu Schmuck verarbeitet und das dunkelrote Fleisch wird zu Steak und Filet geschnitten oder zu Wurst- und Fleischwaren weiterverarbeitet. Geschlachtet wird direkt auf dem Hof der Engelhardts – so müssen die Tiere nicht einmal zum Schlachthof transportiert werden.
Mit den Eiern der Riesenvögel lässt sich nicht nur erstklassiges Rührei zubereiten, sie werden auch zu Nudeln oder Eierlikör verarbeitet. Die robusten Schalen eignen sich prima als Deko.
All’ diese Straußenprodukte gibt’s im Hofladen auf der Farm zu kaufen. Hier hält Susanne Engelhardt sämtliche Fäden in der Hand.
Führungen
Der Hof steht interessierten Besuchern für Rundgänge oder Führungen offen. Gegen einen kleinen Eintritt können sich die Besucher mithilfe eigens angelegter Schaukästen über die exotischen Tiere informieren. Durch große Schaufenster können sie die Eier betrachten und sogar mit etwas Glück die Küken beim Schlupf beobachten. In einem weiteren Stall mit Schaufenster tummeln sich größere Straußenküken, die hierbleiben, bis sie nach ein paar Wochen ins Freie auf die Weide dürfen. Bei Voranmeldung gibt es auch Führungen für Schulklassen oder Gruppen. Auch das fällt in den Aufgabenbereich von Susanne Engelhardt, die dabei von ihren Kindern unterstützt wird. Ein echtes Familienunternehmen, bei dem alle mit Begeisterung an einem Strang ziehen.