Schweinebauer Michael: Mast 2.0
2.000 m² Maststall, 1.500 m² Zuchtbereich und 170 ha Anbaufläche für Futtermittel gilt es für Jungbauer Michael Wittmann gemeinsam mit seinen Eltern und der Unterstützung eines Azubis zu bewirtschaften. Ausschlafen? Fehlanzeige! Ein typischer Arbeitstag beginnt für die Wittmanns um sechs Uhr in der Früh, schließlich gibt es einiges zu tun: Rund 1.990 Mastschweine, 250 Zuchtsauen und 900 Ferkel wollen versorgt werden – und die Tiere haben in erster Linie eines: Hunger! Fünf Tonnen Futter werden in dem Betrieb täglich verfüttert. „Den Bruch, so sagen wir hier in Niederbayern zur Futtermischung, stellen wir selbst her – mit Weizen, Gerste, Mais und Hafer aus eigenem Anbau“, betont Michael Wittmann. Sojaschrot und Mineralfutter werden zugekauft und die Ferkel bekommen ein besonderes Schmankerl zugemischt: Schokomehl für die Extraportion Energie.
Bloß nicht betriebsblind werden
Je Wurf kommen im wittmannschen Stall durchschnittlich 12,8 Ferkel zur Welt. Ob sie zu Zucht- oder Mastschweinen werden, hängt dabei vom Vatertier ab. Zur Zucht seiner Mutterschweine setzt Michael Wittmann die Rasse Deutsche Landrasse (DL) und Deutsches Edelschwein (DE) ein, denn sie verfügen über beste Eigenschaften: Mütterlichkeit, viele Zitzen, ein ruhiges, stabiles Fundament in der Gruppenhaltung sowie gutes Rauschverhalten. Der Hof ist Mitglied im Ferkelerzeugerring Landshut e. V., Michael Wittmann senior ist Vereinsvorstand. Interessierte Landwirte der Region teilen dort in Versammlungen und Fortbildungen ihr Wissen miteinander. Michael Wittmann junior, der den Betrieb bereits in vierter Generation führt, engagiert sich ebenfalls im Ferkelerzeugerring: „Der Austausch mit anderen Landwirten beugt Betriebsblindheit vor“, berichtet Wittmann. „Denn oft sind es nur kleine Stellschrauben, an denen gedreht werden muss – in der alltäglichen Arbeit hilft das dann aber doch enorm.“
Übers Smartphone alles im Blick
Futter mischen und ausgeben, die Tiere kontrollieren, umstallen und waschen, die Lüftung kontrollieren, Arbeitspläne erstellen sowie biologische und wirtschaftliche Auswertungen – der junge Landwirt und zweifache Familienvater hat viele Aufgaben. Eine gute Ausbildung zum Landwirt bis hin zum Landwirtschaftsmeister sind beste Voraussetzungen. Gerade bei den Routinearbeiten hat er einen zuverlässigen Helfer: sein Smartphone. Über eine App kann Michael Wittmann von der Fütterung über die Heizung bis zur Lüftung alles kontrollieren und steuern – so nimmt er auch die Herausforderungen des Hofalltags entspannt. „Eine Ferkelgeburt erfordert stets unsere volle Aufmerksamkeit“, erklärt der Schweinebauer. Hat eine Muttersau zu wenige milchführende Zitzen für ihre Ferkel, muss eine andere Sau aushelfen. „Das Versetzen muss schnell gehen und man darf den Überblick bei den Neugeborenen nicht verlieren“, so der Fachmann weiter.
Futter ist das A und O
Nach 28 Tagen werden die Ferkel von der Muttersau getrennt und kommen für 49 Tage in den Ferkel-Aufzuchtstall. Die Nachzuchtferkel erhalten eine spezielle Nummerierung der Ohrmarke, bevor sie in den Jungsauen-Aufzuchtstall umziehen. Wittmann füttert dort eiweißreduziert, schließlich sollen sie „sportlich und gut auf den Hufen sein“. Im Maststall wird eiweißreiches Futter für einen schnellen Muskelaufbau verabreicht. Nach rund 120 Tagen wiegen die Schweine dort ca. 120 kg. Die Tiere werden in Landshut geschlachtet und über die Erzeugergemeinschaft Südostbayern vermarktet, die unter anderem Edeka Bayern beliefert. Im Supermarkt findet der Verbraucher dann das QS-Siegel auf der Verpackung.
Geschlossenes System für gesunde Tiere
Das Prüfsystem der QS Qualität und Sicherheit GmbH umfasst die Kontrollen von Landwirtschaft, Futtermittelsektor, Schlachtung und Zerlegung sowie Verarbeitung für den Lebensmittelhandel. Michael Wittmann muss sich dafür bis zu zwei unangekündigten Kontrollen im Jahr stellen, macht das jedoch gerne: „Ich achte penibel auf ein geschlossenes System. Das bedeutet: Bei mir darf kein anderer Landwirt in den Stall – nicht weil ich etwas zu verbergen habe, sondern um die Übertragung von Krankheiten durch hoffremde Tiere ausschließen zu können.“ Für Verbraucher und auch Kritiker öffnen die Wittmanns jedoch gerne ihren Hof, denn dort werden die Tiere nach ihren Anforderungen gehalten – „ohne versteckte Ecken oder verschönerte Umstände“.